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Brief vom 21. Juli 1682

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugraf Karl Ludwig zu Pfalz


12.


[021]

Pour mons. le raugraff.

Versaille den 21 Julli 1682.
Hertzallieb Carllutz, ich schreib Eüch jetzt, ob ich zwar heütte schon so gritlich bin, wie eine wantlauß undt deßen leyder nur gar zu viel ursach habe; den es geht jetzt mitt mir von allen den leütten, die Ihr woll kent undt wovon Ihr schon etliche eschantillons gesehen habt, wie Ihr hir wahret, taußendt mahl ärger, alß zu der zeit, undt dieße teüffels werden täglich doller undt raßender. Gott weiß, waß sie endtlich mitt mir ahnfangen werden. Aber von [022] dießen trawerigen sachen will ich Eüch nicht sprechen; den ich bin versichert, das Ihr mich lieb habt undt das es Eüch also gar leydt sein wirdt, zu vernehmen, daß dieß ritterzeug so die oberhandt bey Monsieur hatt undt mir alles leydt ahnthut, so nur zu erdencken ist. Zu dem so ist auch kein mittel hirzu, derowegen ahm besten, das ich davon schweige undt die jenige nicht mitt mein chagrin betrübe, so mich lieb haben undt ich sie, ihnen aber leyder nichts anderst nutzen kan, alß vor sie zu wünschen, undt in der zahl seit Ihr auch, hertzlieb Carllutz, undt ich hoffe, das Ihr woll daß gutte vertrawen zu mir habt, zu glauben, daß wen ich etwas solides vor Eüch thun könte, meine amitie zu persuadiren, daß ich mich darinnen nicht seümen würde, sondern daß Ihr deßen baldt innen werden soltet. Gott gebe nur, daß dieße gutte gelegenheit mir baldt zu handen stößen möge! Ich bitt Eüch, grüst unßern gutten Coppestein von meinetwegen undt sagt ihm, daß ich seinen brieff entpfangen habe! Es ist mir aber unmöglich, heütte drauff zu antwortten; den in ein augenblick gehen wir ins opera undt schreibe hir nur in aller eill. Ich habe schon gethan, waß er ahn mir begehrt, nehmblich ahn ma tante zu schreiben, wie sehr er mir die gnade gerümbt, so er von oncle undt tante entpfangen. Im überigen so muß ich Eüch beyden doch noch eine zeittung sagen, so Eüch wirdt von hertzen lachen machen: der fetter Fana ist mir untreüe worden undt jetzt verliebt in deß königs tochter, die princes von Conti, wirdt mir jetzt singen können, alß wie im opera von Proserpine stehet: J’ay veü l’aimable Proserpine, on reconoist a l’esclat de la beauté divine, que du maistre des dieux elle a receu le jour. Rendes luy grace! C’est elle qui vous debarasse de mon facheux amour, vndt also bin ich deß vetters Fanna quit worden. Adieu! Man rufft mir alleweill, ich muß fort, kan derowegen vor dißmahl nichts mehr sagen, alß daß Ihr in der welt keine trewere freündin habt alß mich.
Elisabeth Charlotte
oder Liselotte, wie Ihr wolt.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. Juli 1682 von Elisabeth Charlotte an Karl Ludwig zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 21–22
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0012.html
Änderungsstand:
Tintenfass