Seitenbanner

Brief vom 18. Juli 1683

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugraf Karl Ludwig zu Pfalz


14.


[023]

Pour mons. le raugraff a Hannover.

La Ferté sous Joar den 18 Julli 1683.
Hertzallerlieb Carllutz, vor ein tag oder 14 hab ich zu Bockenheim Ewern brieff vom 30 May entpfangen; daß ich aber dortten nicht darauff geantwortet, deßen ursach könt Ihr woll leicht erahten; den Ihr ohne zweyffel woll werdet vernohmen haben, daß ich I. G. mein fraw mutter dortten gesehen, undt weillen sie in einem dorff blieben 3 viertel stundt von Bockenheim, so bin ich alle tag auff- undt abgefahren, hab also occupationen genung gehabt, umb mich ahn schreiben zu verhindern. Mich wundert, daß Ihr Haxsthausen noch nicht zu sehen bekommen habt. Ich förchte, daß er erst [024] ahnkommen wirdt, wen Ihr schon mitt Ewerm regiment werdet marchiret haben, also mein brieff, so ich ihm vor Eüch mittgegeben, gar alt werden. Im fall er Eüch aber noch ahntrifft, werdet Ihr meinen völligen zustandt von ihm vernehmen können. Unterdeßen so bedancke ich mich sehr vor Ewern gutten wunsch, daß ich nun in beßerm humor sein möge, alß Ihr mich gelaßen hattet. Ich zweyffele auch nicht, daß wen es bey Eüch, mein hertzlieb Carllutz, stünde, würde ich gewiß öffter lustig sein undt auch ursach dazu haben, alß ich es in der that bin, aber zum unglück so steht solches bey andern, die mich nicht so lieb haben, alß Ihr mich habt, undt also auch gar nicht so woll intentionirt sein. Aber last unß nicht hievon reden! Den klagen ist meines thun nicht. Es ist mir von hertzen leydt, daß ich Eüch nicht hab in Teüschlandt sehen können. Ich hab doch, weillen ich nicht mit Eüch reden können, viel von Eüch gesprochen so woll mitt I. G. die churfürstin, alß auch mitt baß Amelie, welche mitt ihrem herr Max auch zu Thumfäßel bey churfürstin war. I. G. werden nun Louisse zu sich nehmen, umb allezeit bey sie zu sein. Ma tante schreibt mir, daß weillen daß freüllen von Levenstein jungfer von md. la Dauphine wirdt, so könte Amelisgen auch woll gut dazu sein. Es ist aber meine meinung gantz nicht; den ich gestehe, daß ich nicht woll vertragen könte, Amelisgen hinter madle de Rembure undt Jarnac zu trottlen sehen, welche sie ma compagne ruffen würden, glaube, daß Ihr auch woll meiner meinung seit. Apropo von unßerm hoff hir, eine gewiße person hatt mich gefragt, ob Ihr sie gantz vergeßen hettet. Ich hab geantwortet nein, aber Ewer unglück wolle, daß Ihr nicht von ihr sprechen dörfft. Da sagte sie, ich solte ihr einen andern nahmen geben, alß den sie ordinari führt. Ich sagte: Daß ist schon geschehen undt Ihr heist princes Toutine. Da lacht sie von hertzen und sagte: Je vous prie, Madame, quand vous escrires a ce peauvre raugraff, dittes luy, que Toutine luy fait ces compliments, qu’elle ne l’aime pas d’amour, comme on avoit dit, mais de bonne amitie et qu’elle souhaitte, qu’il luy conserve aussi celle qu’il luy a tesmoignes avoir. Daß hab ich versprochen undt halte es hirmitt. Wen Ihr mir antwort, so setzt Ewer compliment auff frantzösch, damitt ich es weißen kan! Den Ihr segt woll, daß dißes, so sie Eüch macht, eine antwort meritirt. Daß ist alles, waß ich Eüch vor dißmahl sagen werde. Adieu, hertzlieb Carllutz! Behalt mich alß lieb [025] undt seit versichert, daß ich biß in todt Ewer getrewe undt affectionirte freündin verbleibe
Alle unßere jungfern fragen gar oft, wie es Eüch geht, undt sagen, sie mögten Eüch gerne wider sehen; ich glaube, Toutine were auch woll damit zufrieden.
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. Juli 1683 von Elisabeth Charlotte an Karl Ludwig zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 23–25
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0014.html
Änderungsstand:
Tintenfass