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Brief vom 25. Juni 1695

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


20.


[034]
St Clou den 25 Juni 1695.
Hertzliebe Louisse, in dießem augenblick entpfange ich 2 von Ewere liebe schreiben, eines vom 28 May – 7 Juni, daß zweyte von 31 May – 10 Juni sambt dem von Caroline, deßen antwort Ihr auch hirbey finden werdet. Ehe ich aber auff die Ewerige vollig antworte, so muß ich Eüch vorher bitten, doch ein wenig mitt schwärtzere tinten zu schreiben; den die, womitt Ihr geschrieben, ist schir gantz außgelescht undt man muß gar genau drauff sehen, die wörter zu leßen, undt were Ewere schriefft nicht so überauß schön undt leßlich, hette ich Ewere brieff nicht leßen können, aber es ist auch zeit, daß ich antworte. Ich bin fro, daß Eüch die landtgräffin von Homburg zu gast gebetten; den daß wirdt Eüch doch ein wenig verenderung gegeben haben. [035] Ich bin versichert, daß der gutte Pfältzer Kraut fro geweßen, daß I. L. die landtgräffin Eüch mitt zu seiner gasterey genohmen hatte. Dieße landtgräffin macht mich ahn unßern gutten ehrlichen graffen von Leiningen gedencken. Mein gott, wie viel bekandten habe ich doch verlohren, seyder dem ich hir in Franckreich bin! Es schaudert mir, wen ich dran gedencke. Last unß drumb von waß anderst reden! Dieße gutte fürstin ist unglücklich in ihren affairen. Ich habe mein bestes hir vor sie undt ihre schwester gethan, aber leyder nichts guts außrichten können. Wie ich sehe, so seydt Ihr Carl Moritz intendant. Ich meinte, generaladjouttant were mehr alß rittmeister, finde also, daß der gutte Carl Moritz noch wenig advancirt ist. Man muß hoffen, daß es mitt der zeit kommen. Wen es nur nicht geht wie daß holländische sprichwort, welches sagt: Es kompt wie Jean in wammes, der zog 7 jahr ahn eine maw. Were man nicht persuadirt, daß alleß vorgesehen undt nicht zu endern stehet, müste man in stätter qual leben undt allezeit meinen, man hätte sich waß vorzuwerfen; aber sobaldt man betracht, daß gott der allmächtige alles vorsehen hatt undt nichts geschicht, alß waß so lange undt zu allen zeitten von gott verortnet ist, muß man sich woll mitt gedult in alles ergeben undt kan man allezeit mitt sich selber zufrieden sein, wen, waß man thut, in gutter meinung geschicht; daß überige steht nicht bey unß. Von den auffgefangen wein habe ich nichts gehört; daß wirdt woll vor den h. admiral sein. Gott gebe, daß er nie nichts bekommen möge, so auß waß pfältzisch kompt, alß dießen wein! Diß ist ein rätzel, so ma tante Eüch woll außlegen könte, wen I. L. beliebt. Daß were ja ein abgeschmackter heüraht vor einen pfaltzgraffen undt churfürsten bruder alß deß feltherren in Poln tochter; daß ärgert mich recht. Ich höre alß gern, daß viel leütte nach Franckfort kommen; den ich hoffe, daß daß gelegenheit gibt, daß Ihr, liebe Louisse undt Amelisgen, Eüch ein wenig lustiger machen könt. Ich wuste woll, daß die bewegung gutt vor daß miltz ist; nichts in der welt ist beßer davor; jagte ich nicht, könte ich umbmöglich dauern wegen daß miltz. Von der alten churfürstin jagtshabit habe ich nie nichts gehört; weder mein fraw mutter s. noch ma tante von Tarante haben mir nie nichts davon geschrieben. Daß Ihr ma tante von Tarante noch so sehr regretirt, ist ein zeichen von Ewerm überauß guttem gemühte. Von ma tante, der fraw churfürstin, habe ich alle woche [036] zwey mahl schreiben, weiß also woll, daß sie gott lob wider gesundt ist. Ich spüre auch auß dero schreiben, daß sie noch alß lustig ist. Gott erhalt I. L. noch viel undt lange jahre dabey! Ich beklage Eüch, daß Ihr daß glück diß jahr nicht haben werdt, ma tante zu sehen. Mein gott, wie sehr solte ich solches wünschen! Den ich habe ma tante noch so lieb, alß ich mein leben gethan habe, undt kan nie endern; drumb könt Ihr, mein liebe Louisse, auch woll versichert sein, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalten werde. Biß donnerstag werde ich auf Ewer zweytes schreiben antwortten, habe ohnmöglich der zeit heütte.
P. S.
Amelise bitte ich meinetwegen zu ambrassiren.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 25. Juni 1695 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 34–36
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0020.html
Änderungsstand:
Tintenfass