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Brief vom 8. März 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


34.


[057]

Pour mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 8 Mertz 1696.
Hertzliebe Louisse, Ewern lieben brieff vom 8/18 Febr. habe ich zwar schon vergangen sambstag entpfangen, ohnmöglich aber vergangen sontag drauff antwortten können, weillen ich nach Paris muste, Monsieur zu besuchen, welcher sich ein tag 8 dortten auffgehalten hatte. Monsieur le Dauphin kam auch ins palais royal undt aß mitt unß zu mittag; nachmittags muste ich mitt I. L. ins opera undt nach dem opera muste ich wider her; den ich hatte I. M. dem könig versprochen, daß ich wider bey I. M. nachteßen sein würde; also segt Ihr woll, liebe Louisse, daß mir gar keine zeit zu schreiben überblieben ist. Ma tante hatt mir auch geschrieben, daß Carl Moritz zu Hannover ist. Den wunsch, so Ihr vor ma tante gesundtheit thut, liebe Louisse, da sage ich von hertzen amen zu. Man schreibt mir doler historien von den schwedischen princessinen. Es vattert sich greülich bey ihnen, welches zu erbarmen ist. Ich hoffe, daß der carneval von Venedig printz Gustave wirdt vergeßen machen, daß ich ihm nicht geantwort habe. Ich bin recht fro, daß der gutte ehrliche her Max wider gehen kan. Ich [058] hoffe, diß schönne sanffte wetter wirdt ihn gantz wider zu kräfften helffen. Wen Ihr auch ahn hern Ferdinant nach Venedig schreibt, bitte ich Eüch, ihn von meinetwegen zu grüßen. Es ist gar war, daß die lufft viel bey der gesundtheit thut; die Parisser lufft ist mir gantz schädlich, kan keine 2 stunden in Paris sein, ohne kopffwehe zu krigen. Mein fuß ist gar nicht verrenckt. Ich will hoffen, daß der schmertzen, so mir ahm großen zehen kompt, nur ein fluß undt kein podegra ist; allein es ist gar ein ungemachlicher fluß. Ich habe deß he. Fabricius todt in der hollandischen zeitung geleßen. Es ist mir leydt umb den gutten man; den er hatt gutten verstandt gehabt undt war noch ein alter dinner von unßer papas s. Der kauffman hatt einen brieff vor Haxsthaussen von mir; wünsche, daß es woll abgehen möge undt sie alle contentirt werden mögen, damitt Spiegel wider in reputation mag kommen wegen seiner gutten mutter wegen. Man hatt eine abscheüliche mühe, von den mahlers hir zu bekommen, waß man ihnen befiehlt, kan also die contrefait noch nicht schicken; sie werden aber doch nicht gantz außbleiben. Ma tante hatt mir auch eine von den schönnen brautmedaillen geschickt. Unßere hertzogin von Hannover kan mir nicht genung außsprechen, wie glücklich ihre fraw dochter zu Modene ist undt wie magnific alles dortten ist. Gott gebe, daß es wehren möge! Ich will den könig sondiren, wen es apropo kan kommen, ob er Eüch Ewerer gütter würde in der Pfaltz genießen laßen, undt Eüch darnach gleich die antwort berichten. Liebe Louisse, bey mir soll es nicht liegen undt würde mich eine rechte freüde machen, wen ich Eüch undt Ewere geschwister einigen dinst thun könte; waß mich aber fürchten macht, daß es der könig nicht erlauben wirdt, ist, weillen Carl Moritz in brandenburgischen dinsten ist; will derowegen nur vor Eüch undt Amelisse sprechen undt Eüch dernach die antwort berichten. Ich werde keinen menschen nichts davon sagen, nur dem könig sprechen, alß wens von mir selber käme, daß ich es auß vorsorg vor Eüch gedacht hette; also com[prom]ettire ich Eüch in nichts. Ich schicke Eüch keine antwort ahn die fürstin von Homburg; den ihr schreiben ist nur eine dancksagung, daß ich ihr geschrieben hatte. Ihr werdt nun baldt ihre fraw mutter undt freullen schwester zu Franckfort sehen, so Eüch viel von hir werden verzehlen können; den sie seindt offt zu mir kommen. Hiemitt ist Ewer schreiben vollig beantwortet, liebe Louisse, undt ich habe [059] noch andere brieffe mehr zu schreiben, muß derowegen schließen, doch nicht ohne versicherung, daß ich Eüch von hertzen lieb habe undt behalten werde. Amelisse ambrassire ich hirmitt.
P. S.
Ich habe noch vergeßen, zu sagen, daß ich noch den könig nicht habe sprechen können; den der könig hatt die gantze woche nicht geflogen undt außer dießer jagt sehe ich I. M. nur ahn taffel. Morgen aber werden wir mitt den föglen nauß; da hoffe ich gelegenheit zu finden, mitt dem könig zu sprechen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. März 1696 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 57–59
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0034.html
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