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Brief vom 28. April 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


37.


[063]

Pour mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Paris den 28 Aprill 1696.
Hertzliebe Louisse, gestern bin ich mitt Ewern schreiben vom 7/17 Aprill erfrewet worden. Weillen ich aber morgen ein abschiedtaudientz ahn envoyes von Portugal geben muß undt auch ahn ma tante zu schreiben habe, alß förchte ich, daß ich keine zeit genung finden werde, auff Eweren brieff zu antwortten. Drumb thue ich es jetzt; den wen ich auff die andere post verschieben solte, were ich auch nicht sicher, wider schreiben zu können; den biß donnerstag werde ich zu Meudon sein, wo wir ohne zweyffel jagen werden; also umb keine posten gar nicht zu verseümen, schreibe ich heütte. Es ist mir lieb, daß ich allzeit so sehr in Ewerm gedächtnuß bin, wie auch daß die gutte gräffin undt freüllen von Leiningen so woll mitt mir zufrieden sein undt I. L. der landtgräffin zeügnuß geben, daß ich mein bestes hir vor sie gethan habe. Franckreich wirdt mir woll mein gemüht nicht endern, undt je mehr ich hir böße undt falsche gemühter sehe undt finde, je mehr will ich mich befleißichen, ihnen nicht gleich zu sein; es kompt mir gar zu abscheülich vor. Ich bitte, liebe Louisse, danckt doch die gräffinen sehr von meinetwegen vor ihr ahndencken! Mein dochter ist nun, gott sey danck, wider in volkommener gesundtheit undt denckt nicht mehr ahn sterben. Gott gebe nur, daß wen sie wider zu Versaille sein wirdt, ihr die angst nicht wider ahnkommen mag! den sie soll nun in mad. de Guisse apartement logiren, weillen es so gar nahe bey mir ist, undt muß in eben derselben kammer schlaffen, wo dieße gutte fürstin gestorben ist; also sehr zu besorgen, daß sich die forcht wider einstellen wirdt. Herr Max jammert mich sehr, eines von seinen [064] kindern verlohren zu haben; nichts ist schmertzlicher. Ich bitte, klagt ihm daß leydt von meinetwegen! Es ist mir lieb, daß diß unglück ihm nicht ahn der gesundtheit geschadt hatt undt daß er nun wider außfahren kan. Weillen man in der fasten nichts gethan, alß cartten spiellen, mögte man woll die beüttel lehren undt also singen können, wie die buben zu Heydelberg thaten vom berg, wen sie den Sommer undt Winter herumb führten:
Nun sin wir in der fasten,
da lehren die bawern die kasten.
Wen die bawern die kasten lehren,
wolle unß gott ein gutt jahr beschehren!
Strü strü stro, der Sommer der ist do.[1]
Ich bin versichert, daß es Eüch wundern wirdt, daß ich mich noch dießer schönnen sach so woll erinere. Es hatt mir gestern eine person in vertrawen gesagt, daß pfaltzgraff Carl printzes Amelie von Hannover heürahten wirdt; weillen ma tante mir aber nichts davon schreibt, kan ichs nicht glauben, wünsche es aber all vor lengsten undt deücht mir gar eine sortable sach zu sein; daß daß hohenloische freüllen lustig sein kan, da sie doch durch den korb gefahlen, wundert mich gar nicht, den ich habe gehört, daß sie gar coquet sein solle, undt die coquetten fragen nach nichts; wen sie nur viel admirateurs haben, ist schon alles gutt. Es ist mir lieb, daß mein gruß herr Ferdinandt von Degenfelt so ahngenehm geweßen. Scheüet nie, mir meiner alten bekandten undt freünden ahndencken zu wißen zu thun! den daß erfrewet mich recht, in ihrem gedechtnuß zu bleiben, undt bitte Eüch, liebe Louisse, alle die, so Eüch commission vor mir geben, wider von meinetwegen zu grüßen. Sagt ahn die Gret, daß ihr schwester Lenor baldt hir bey mir sein wirdt. Wie kompts, daß der oberjagermeister jetzt zu Franckfort undt nicht bey Churpfaltz ist? Ich glaube, daß Ihr fro geweßen seydt, die fraw von Brun wider zu sehen. Wo ist aber nun die fraw von Wollmershaußen undt freüllen Charlotte? Adieu, hertzlieb Louisse! Ich ambrassire Eüch undt Amelisse von hertzen undt behalte Eüch von hertzen lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 28. April 1696 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 63–65
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0037.html
Änderungsstand:
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