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Brief vom 13. Mai 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


38.


[065]

Pour mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz.

Versaille den 13 May 1696.
Hertzliebe Louisse, gestern bin ich mitt Ewer schreiben vom 14/24 April erfrewet worden. Seyder ich Eüch geschrieben, habe ich eine reiße von 12 tagen nach Paris thun müßen, welches mir wie ordinarie gar übel bekommen; den die lufft ist mir gar unerträglich. Es hatt mich dortten ein 3tägig fieber ahngestoßen. Im 3ten acces bin ich dortten weg, undt nachdem ich wider auß der bößen lufft, hab ich nur noch 3 acces bekommen; sie haben aber dermaßen abgenohmen, daß sie endtlich gar außgeblieben sein, undt 2 haben mir schon gantz gefehlt, bin derowegen gestern wider auff die jagt undt befinde mich nun gantz perfect wohl. Hirauß secht Ihr, liebe Louisse, aber woll, daß der starcke schnupen undt husten die gesundtheit nicht befestiget. Die fraw von Schelm hatt recht; in meiner jugendt war ich immer gar kranck ahn husten undt schnupen. Vor alle gutte wünsche zu meiner gesundtheit dancke ich Eüch sehr. Meine dochter ist nun, gott sey danck, in volkommener gesundtheit, aber nicht sehr gewacksen noch fett. Daß wacksen hatt sie nicht mehr von nöhten; sie ist groß genung, einen halben kopff lenger, alß ich undt nicht übel geschaffen, hatt auch, unter unß gesagt, keine boße minen. Mein sohn aber ist klein undt hatt gar keine gutte minen, ob er zwar in seiner taille nicht übel geschaffen ist. Ich habe nun einen andern mahler gefunden, hoffe also, daß ich Eüch mitt der zeit undt ahn Caroline auch die 3 contrefaitten werde schicken können. Der mahler, so mir abgeschlagen, ist nicht plumper, alß ein anderer Frantzoß; plump sein ist die gröste mode hir undt auch daß die grösten alles von den geringsten leyden müßen. Hir ist in der that kein hoff, alß des königs seiner; der unßer ist vor keinen hoff zu rechnen; den es seindt gantz andere maniren, alß in Teütschlandt. Man kans sichs unmöglich einbilden, man sehe es dan. Die contrefaitten vor Caroline undt Eüch werden woll kommen undt ohne mich zu incommodiren, aber es gehört zeit dazu; den man kan hir wenig thun, waß man will. Es ist gar gewiß, daß die könige hir den assassinat von könig Wilhelm nicht befohlen hatten, sondern ist nur ein dessein von den conspirateurs [066] geweßen. Es scheindt woll, daß könig Wilhelm gar nicht cruel ist, indem er selber sorg gehabt, daß sein schwiger herr vatter mitt seiner gantzen famillien davon kommen ist. Ich bilde mir ein, daß er dem duc de Barwick nichts übels gönte, weillen selbiger so sehr ahn seine verstorbene gemahlin gleicht. Unßere königin von Engellandt hir hatt ein contrefait von ihrer verstorbenen stieffdochter; wie sie es mir wieße, meinte ich, es were der duc de Barwick, den man in weibskleyder gemahlt hette; sie seindt einander ja nahe genung geweßen, umb einander zu gleichen. Daß könig Wilhelm hertz genung [hat], weiß man jetzt gar zu woll hir undt daß ich groß recht hatte, wen ichs bestritten. Ich glaube, Carolline würde beßer thun, sich nur der gutten lufft zu bedinnen undt kein waßer zu gebrauchen. Weillen, mit dem könig zu reden, so langsam zugeht, secht Ihr woll, liebe Louisse, daß ich mich nicht übereylle undt die zeit in acht nehme. Hir kan man, wie schon gesagt, nicht reden, wie man gerne wolte; den man sicht den könig gar selten, undt wen man ihm waß zu fragen hatt, muß man sehr die zeit in acht nehmen, daß er von guttem humor ist, sonsten richt man nichts auß; drumb so seydt nur in keinen sorgen! Ich werde die zeit woll in acht nehmen, daß mir nichts übels drauß enstehen wirdt. Ich bin recht touchirt, daß Ihr mir so viel affection erweist, liebe Louisse! Kein glück in der welt wolte ich durch Ewer leben noch einige kranckheit erkauffen, könte ich Eüch aber einmahls dinnen undt dadurch persuadiren, wie ich gegen Eüch raugrafflichen kindern gesinnet bin, würde ich es vor ein groß glück schätzen undt mehr vergnügen alß Ihr selber dran haben. In dießem augenblick werde ich in die kutzsch undt nach Marly, alwo wir die gantze woche bleiben werden. Ich bins fro, den die lufft ist mir auß der maßen gesundt. Biß sambstag werden wir nach St Clou, alwo wir den gantzen sommer zubringen werden. In welchem ort ich sein mag, werde ich allezeit ahn Eüch gedencken undt von hertzen lieb behalten.
P. S.
Soltet Ihr die fürstin von Homburg undt die graffin von Leiningen zu sehen bekommen, so bitte ich Eüch, macht ihnen meine entschuldigung, daß ich ihnen noch so baldt nicht werde auff die schreiben antwortten können, so mir der herr de Bar gestern brachte; den Marly verhinderts, wo man keine zeit zu schreiben hatt. [067]
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Mai 1696 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 65–67
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0038.html
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