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St Clou den 11 Juni 1696.
Hertzliebe Louisse, wen ich nicht schon auß eines von ma tante
schreiben gesehen hette, daß Ihr in Hollandt gereist seydt, würde
ich sehr verwundert geworden sein, Ewer werthes schreiben auß dem
Haag datirt zu sehen. Meine gesundtheit ist nun, gott seye danck,
wider gar volkommen undt ist meine kranckheit bei 6 kleinen
accessen vom fieber blieben, habe es wie ordinari mitt jagen verjagt.
Daß Caroline sich so übel befindt, ist mir hertzlich leydt. Gott gebe,
daß Ihr sie in einen beßern standt finden möget, wen Ihr in
Engellandt ahnkommen werdet! Ambrassirt sie doch hundert mahl von
meinetwegen undt sagt ihr, wie sehr ich wünsche, daß sie baldt
wider zur volkommenen gesundtheit kommen möge, ich dörffte ihr
aber nicht schreiben, sie berichte mich dan zuvor, daß es ihr keine
händel wirdt ahnmachen können. Es ist gewiß woll ein zeichen von
einer trewen schwesterlichen liebe, daß Amelisgen undt Ihr Eüch
resolvirt, über die see zu gehen, Caroline zu besuchen; mir kompt
daß seereißen sehr abscheulich vor. Es were eine poßirliche sache,
wen wir auf dieße weiße zusammen kommen solten. Ihr könt woll
gedencken, daß wen ich wißen könte, daß man Eüch auffgefischt
hette, daß ich keine ruhe haben würde, biß wir Eüch hir haben
würde[n], da Ihr woll viel hören undt sehen soltet, so Eüch woll
sonsten unglaublich vorkommen würde. In den ersten schlagten, so
vorgangen sein, habe ich daß glück gehabt, etlichen gefangenen zu
dinnen undt zu helffen, wen sie hir ins landt kommen sein. Daß
mag woll andern die hoffnung geben haben, daß ich ihnen auch
beystehen würde. Ich vermag wenig, thue aber doch mein bestes, wen ich
landtsleütte finde, so meiner von nöhten haben. Wen man in sorgen
were, waß wir einander schrieben, mag man nur unßere brieffe
auffmachen, wirdt man baldt sehen, daß es keine staadtssagen sein. Ich
erinere mich noch gar perfect vom Haag, finde dießen ort sehr
ahngenehm, allein ich glaube, daß unßere pfältzische luft viel gesunder
ist. Jederzeit ist alles gar thewer in Hollandt geweßen. König
Wilhelm ist nun nicht mehr zu Loo, sondern bey seiner armeé.
Gott gebe nur, daß es auff keiner schlagt möge außgehen! den es
ist mir gar zu bang vor meinem sohn. Ich kene weder die gräffin
von Horn noch die von Friß; von der ersten habe ich gehört, aber
nie von der letzten. Es were eine betrübte sache, wen nur allein
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die schönheitten in dießer welt fortkommen könten undt daß
verstandt undt tugendt nie ahngesehen würde. Ich wuste nicht, daß
Dangeau schwestern in Hollandt hatte. Ich erinere mich noch gar
viel von allem, waß ich in meiner jugendt gehört undt gesehen
habe. Ich darf aber ahn die gutte Pfaltz nicht gedencken; es macht
mich zu trawerig undt ich kan nichts helffen. In dießem augenblick
rufft man mir; viel leütte wollen mich besuchen, muß also schließen.
Ich wünsche Eüch, liebe Louisse, eine glückliche reiße undt Ihr
werdt mir einen rechten gefahlen thun zu continuiren, mir fleißig
zu schreiben; den seydt versichert, daß ich Eüch alle von hertzen
lieb habe undt behalte!