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St Clou den 22 Julli 1696.
Hertzliebe Louisse undt Amelisse, gestern abendts habe ich
gantz ohngefehr, aber mitt nicht weniger bestürtzung auß der
holländische gazetten gesehen, wie daß gott der allmächtige Caroline
zu sich gezogen hatt. Ich versichere Eüch, daß ichs recht entpfinde,
beklage Eüch auch daneben von grundt meiner seelen; den ich
leicht gedencken kan, waß Ihr beyde bey dießem trawrigen fall
außstehen müßet. Gott der allmächtige wolle Eüch trösten undt dießes
hertzenleydt mitt taußendt freüden ersetzen! Ich weiß nicht, ob Ihr
in Hollandt noch seydt, oder ob Ihr bei dießem trawerigen spectacle
Eüch in Engellandt gefunden habt, welches woll etwaß abscheüliches
noch were. Ich will Eüch nicht lange mitt meinem schreiben
auffhalten, liebe Louisse undt Amelisse! den ich woll gedencken kan, daß
Ihr in keinem standt jetzt seydt, [welcher] daß leßen vertragen kan;
derowegen bitte ich Eüch nur, dießen beyliegenden brieff ahn dem
duc de Schomberg zu schicken, welchen ich auff frantzösch schreibe;
den ich weiß nicht, wie ich einen duc auff teütsch tractiren soll
undt waß vor einen tittel ich ihm geben könte. Adieu, liebe Louisse
undt Amelisse! Seydt versichert, daß ich Eüch alle recht lieb habe,
woran Ihr woll nicht zweyfflen soltet, wen Ihr sehen köntet, wie
viel threnen mir Carline todt kost. Gott der allmächtige wolle Eüch
erhalten! Macht doch auch meine condolentz ahn Carl Moritz von
meinetwegen undt ambrassirt ihn!
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