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Brief vom 12. August 1696

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


41.


[069]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Kinsington.

St Clou den 12 Augusti 1696.
Hertzliebe Louisse, vorgestern abendts spät habe ich Ewer schreiben vom 7/17 Julli entpfangen, aber nicht eher, alß heütte drauff antwortten können, weillen ich gestern mitt monsr le Dauphin auff die jagt gemüst habe. Ich hoffe, Ihr werdet nun mein schreiben vom 22 Julli entpfangen haben undt darauß ersehen, wie es mir so sehr zu hertzen gangen, daß Carolline gestorben, undt wie ich Eüch undt Amelisse woll von grundt meiner sehlen bedawert habe, dießen unglück beyzuwohnen undt diß trawerige spectacle vor Ewern augen gesehen zu haben. Viel ungemach auff der see außzustehen, umb ein solch trawerig spectacle zu finden, ist woll waß abscheüliches; ich kan ohne threnen nicht dran gedencken. Wie kompts, daß die arme Caroline nicht eher auß der schädlichen lufft undt nach Hollandt undt Teütschlandt ist gereist? Hirauß erscheindt woll, wie in alles, waß in der welt geschicht, daß ein verhencknuß ist, worüber niemandes schreitten kan. Die gutte Caroline s. hatt woll ein schön endt genohmen undt ist ihre fermeté zu admiriren. Wen die leütte so auß dem naturel schlagen, ist es allezeit ein bößes zeichen. Ich finde sehr löblich ahn dem duc de Chomberg, daß er so touchirt ist. Er jammert mich auch von hertzen undt seine liebe kinder. Gott der allmächtige wolle Eüch alle trösten! Sagt ihm von meinetwegen, daß ich mich vor glücklich schätzen solte, wen ich ihm undt seine kinder durch einige ahngenehme dinste erweißen könte, daß ich ihn estimire undt die liebe kinder ihrer mutter wegen sehr lieb habe, undt wen ich gleich Caroline nicht so lieb gehabt hatte, alß ich in der that gethan, wehren mir doch die kinder lieb, weillen sie ja meines herrn vattern s. enckel sein. Also kan der duc de Chomberg woll versichert sein, daß ich ihnen all mein leben woll gewogen sein werde undt es ihnen erweißen, wo es in meinem vermögen wirdt stehen können. Adieu, hertzliebe Louisse! Ich wünsche, daß Eüch gott der allmächtige dießes leydt undt schmertzen mitt taußendt freüden undt vergnügen ersetzen werde. In deßen schutz befehle ich Eüch undt seydt versichert, [070] daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte undt Amelisse auch!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 12. August 1696 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 69–70
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0041.html
Änderungsstand:
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