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Paris den 7 Nouember 1699.
Hertzliebe Louisse, ich habe, seyder wir hir sein, zwey liebe
schreiben von Eüch entpfangen vom
5/
15 undt
14/
24 October undt
eines von Amelisse, aber ohnmöglich drauff antwortten können;
den Paris tractirt mich so übel undt die lufft nach der schlimmen
gewohnheit schlegt mir so bitter übel zu, daß ich noch keinen
eintzigen tag geweßen bin, ohne starck kopffwehe zu haben, undt
wen ich zwey brieff geschrieben, kan ich schier ohnmöglich mehr
schreiben, undt heütte ist diß doch der 4 brieff, so ich schreib.
Der kopff der entpfindts auch starck genung; bitte derowegen,
macht doch meine entschuldigung ahn Amelisse, daß ich ihr heütte
noch nicht andtworte! Es ist mir aber nicht möglich; erster tagen
werde ich es thun. Ich kan auch vor dießmahl nicht ordendtlich
auff Ewere schreiben antworten, den der kopff ist mir gar in einem
zu ellenden standt; nur daß sagen, daß ich Eüch bitte, mir zu
berichten, waß Carl Moritz auff meine lange predig wirdt gesagt
haben. Ich weiß nicht, ob er davon profittiren wirdt, allein ich
spreche gar offenhertzig undt nehme, wie man sagt, kein blat vors
maul. Es ist mir recht leydt, daß ich Eüch nicht lenger
entreteniren kan, aber mein armer kopff kans nicht mehr außstehen;
ich sehe kaum mein papir. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire
Eüch von hertzen undt habe Eüch undt Amelisse von hertzen lieb.