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Brief vom 13. Juli 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


107.


[194]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 13 Julli 1700.
Hertzliebe Louisse, vergangen donnerstag habe ich Ewer liebes schreiben von 1 dießes monts zu recht entpfangen undt hette gleich freitags drauff geantwortet, allein ich kame selbigen tag her undt hatte nur der zeit, ein wordt ahn pfaltzgraff Christian zu antworten; den ich muste gleich hernach ins palais royal, umb mitt Monsieur ins opera zu gehen. Sambstag war die lotheringische post, hatte ahn meiner dochter undt ihrem herrn zu schreiben, sontag nach Hannover, montag nach Turin undt Lotheringen, ist mir also dießer augenblick allein überblieben; den ich muß baldt wider ins palais royal, Monsieur will wider ins opera. Es ist etwaß rares, daß die eine gutte zeitung so geschwindt ahnkompt; den ordinari seindts nur die bößen, so so gar geschwindt gehen; bin von hertzen fro, daß ich Eüch dadurch so eine große freüde [195] geben. Waß Ich dabey gethan, ist nicht danckens werht; den es ja meine schuldigkeit ist, vor Carline kinder zu sorgen undt Ihnen zu dinnen, wo es mir möglich sein kan. Untrew schlegt seinen eygenen herrn, wie daß sprichwort sagt; so ist es baron Willich auch mitt dem proces gangen. Er wolte sich nun gern accommodiren, wie Ihr, liebe Louisse, auß meinem letztem schreiben werdet ersehen haben. Ich weiß nicht, wer vor baron Willich solicitirt hatt; ich habe hir nichts davon gehört. Ich habe mein leben niemandts so descontenancirt gesehen, alß baron Willich war, wie er letzt zu mir kame undt ich zu ihm sagte: Warumb lest der herr urlaub fodern, zu mir zu kommen? Ich scheüe ihn gar nicht; den ich habe erhalten, waß ich gewolt habe, bin also sehr woll zufrieden. Ich sagte diß mitt lachen, der baron wurde fewerrodt undt descontenancirt, daß er eine zeit war, ohne die sprach zu finden. Er wolte doch endtlich die sach in plaissanterie threhen, sagte, ich hette die sach auff meinem gewißen. Ich andtworte: Ich glaube, daß Ewer gewißen Eüch mehr vorwerffen wirdt, nicht zu helffen, daß zwey brüder einig werden, alß ich mir, daß ich vor eine gerechte sach gesolicitirt habe. Da würde er noch beschambter, sagte: Es ist meine schuldt nicht. Wen die raugräffin Louisse will, so werden die brüder verglichen werden. I. L. haben die charitet undt schreiben ihr, daß sie sich vergleicht! Ich sagte: Louisse wünscht nichts mehr, alß einen gutten vertrag. Ich will ihr also woll deßwegen schreiben, allein, baron Willich, es muß auffrichtig zugehen. Er wirdt gemeint haben, ich wuste schon, waß sein advocat zu Wetzelar gethan hatt. Mich verlangt, zu erfahren, waß er nun ahnfangen wirdt. Ich glaube, er wirdt forchten, daß daß exempel zu Paris ihm unglück zu Wetzelar bringen mögte, undt jetzt ernstlicher ahn dem accomodement gedencken. Last Eüch nicht gerewen, daß die sach vor mir kommen! den ich bin fro geweßen, gelegenheit zu finden, Eüch zu gefahlen undt Eweren neuveux undt niepçen zu dinnen. Wie ich schon gesagt, ich glaube, daß daß truckene reden le sort de nostre sang ist; den ich kans auch braff. Ich begehre nichts, alß waß gut undt vortheilhafft vor Ewerm schwager undt seinen kindern sein kan. Liebe Louisse, umb die warheit zu bekenen, so verstehe ich die procedurensachen gantz undt gar nicht, kompt mir vor, wie eine frembte sprach. Alle die papiren habe ich entpfangen, seindt [196] aber nicht mehr nöhtig, weillen nichts mehr hir zu thun ist. Schreibt mir, ob ich sie Eüch wider schicken solle! Ich bin viel beßer von meinem husten, ist doch noch nicht gantz vorbey. Es frewet mich recht in grundt meines hertzen, daß Ihr, liebe Louisse, so content von mir seydt; hoffe, daß, waß ich vor deß ducs de Schomberg kinder gethan, Eüch undt Amellisse persuadiren wirdt, daß ich Eüch recht lieb habe undt allezeit lieb behalten werde.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Juli 1700 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 194–196
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0107.html
Änderungsstand:
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