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Brief vom 29. Juli 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


109.


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Marly den 29 Julli 1700.
Hertzliebe Amelisse, ich entpfange in dießem augenblick Ewer werdtes schreiben vom 17 dießes monts von Schwalbach. Meine sorge vor Ewere gesundtheit ist kein danckens werdt, es ist ja meine schuldigkeit; bin recht fro, zu vernehmen, daß Eüch die cur so woll zuschlegt; den die sawerbrunen haben daß, entwetter thun sie viel gutts oder viel übels, also woll gott zu dancken, wen es woll zuschlegt. Ihr seydt noch zu jung, liebe Amellisse, lang wehe in den schencklen zu haben; daß ist gutt vor alte mütter, wie ich jetzt bin. Ich muß lachen, daß Ihr sagt, Ihr hettet in der cammer sitzen müßen wie eine heydex. Wie ist Eüch daß eingefallen? den nichts leüfft ja geschwinder, alß eine heydex. Printz Carl von Rheinfels, deücht mir, ist mehr capabel, wie mich deücht, einem ungedultig zu machen, alß jemandes zu erfrewen undt lachen zu machen. Monsieur le duc de la Trimouille ist in der auffwarttung undt hir, werde ihm dießen abendt sagen, wie woll Ihr in seiner sach reussirt, wovor er Eüch sehr verobligirt wirdt sein. Ich erinere mich nicht, außer von dießer sach einigen zettel geschickt zu haben. Ihr thut woll. Eüch Ewer gemächlichkeit zu bedinnen, so viel Ihr könt, liebe Amelisse! Zu Heydelberg hatten wir die bergen auch nahe genung. Schwalbach muß ein enger ort sein, wofern die berg noch näher sein, alß dortten. Ich rahte Eüch, nicht zu leyden, daß Eüch ein berg auff die naße sitzt; es würde Eüch gar nicht woll ins gesicht stehen. Mich wundert, daß ahn einem ort, da so viel leütte versamblet sein, wie zu Schwalbach, es so gar wenig neües gibt. Man sagt hir eine große zeittung heütte (wen sie war ist, wirdt manches mitt einer langen naßen davon ziehen), nehmblich, daß die königin von Spanien schwanger von 2 monat ist. Von der abtißin von Herford, so eine princes von Churlandt ist, habe ich freylich woll gehört, solle eine dollen capriceussen kopff haben undt sehr coquet sein; wundert mich also gar nicht, daß Ihr ihrer gern müßig geht. Die hitze schläffert mich gantz [199] ein, muß derowegen schließen; der kopff ist mir schon zweymahl auffs papir genickt, muß also vor dießmahl schließen. Ewer brieff ist doch durchauß beantwortet. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt habe Eüch undt Louisse allezeit recht lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 29. Juli 1700 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 198–199
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0109.html
Änderungsstand:
Tintenfass