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Brief vom 21. September 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


114.


[206]

A mad. Louisse, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Port royal den 21 September 1700.
Hertzliebe Louisse, ich habe seyder eine zeit her 3 liebe brieffe von Eüch bekommen vom 28 August, 4 undt 12 September, aber ohnmöglich beantwortten können; den wen man so nahe bey einer abreiße ist, finden sich alß gar viel verhinderungen. Morgen werden wir von hir auffbrechen undt ins chevalier de Loraine gutt schlaffen gehen undt den andern tag nach Fontainebleau; habe doch nicht von hir gewohlt, ohne Eüch, liebe Louisse, zu schreiben. Es ist mir recht leydt, daß Amilisse noch alß kranck ist undt sich nicht wider recht erholt. Abé de Theseut werde ich vor Eüch beyde eine kleine St Clouer kirbe laßen, so er Eüch schicken wirdt, worinen Ihr eine alte dicke bagode werdet gemahlet finden, welche über die maßen gleich ist; bin versichert, daß Ihr es niemandes werdet weißen können, so es nicht gleich kennen wirdt. Ernstlicher davon zu reden, so hatt man mich nie gleicher gemahlt, alß Ihr mich in den schächtelgen finden werdet, so Eüch abé de Thesseu schicken wirdt, nachdem ich hir weg werde sein; auffs wenigst hoffe ich, daß alles morgen fertig sein wirdt. Wist mirs danck, daß ich vor Eüch beyde die gedult gehabt habe, mich mahlen zu laßen! den ich thue nichts ungerners; aber weillen ich weiß, daß Ihr mein contrefait so verlangt undt monsieur de Bechameil die großen nicht außmachen lest, so habe ich doch dieße kleine machen laßen, so beßer, alß kein großes, gleicht; wünsche sehr, daß dieße kleine kirbe Eüch ahngenehm sein möge undt ahn Amelisse auch. [207] Ich wolte Eüch von hertzen gern lenger entreteniren, allein ich habe heütte noch, weillen wir morgen weg, gar viel brieff zu schreiben; diß nur noch sagen, daß es mir auch leydt ist, daß Carl Moritz so augenwehe hatt. Ich kan nicht begreiffen, waß ihm ahn den augen muß gekommen sein, daß man ihm fleisch weg ätzen muß; da habe ich mein leben nichts von gehört, förchte, daß er gar blindt werden wirdt; er jammert mich recht. Ich bitte Eüch, liebe Louisse, schreibt ihm doch, wie sehr ich ihn beklage! Adieu, hertzliebe Louisse! Ambrassirt Amelisse von meinetwegen! Ich wünsche von hertzen, daß dießer brieff sie wider in volkommener gesundtheit finden möge. Seydt versichert, daß ich Eüch allebeyde recht lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. September 1700 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 206–207
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0114.html
Änderungsstand:
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