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Fontainebleau den 30 September 1700.
Hertzliebe Amelisse, gestern habe ich Ewer schreiben vom 23
dießes monts zu recht entpfangen, will heütte gleich drauff
antworten; den morgen wirdt es mir ohnmöglich sein, den ich werde
morgen auff die wolffsjagt, nach der jagt, wils gott, ahn mein
dochter undt auch ahn ma tante schreiben undt abendts werde ich
in die commedie gehen. Es ist zwar mein ordinari schreibtag
morgen nicht von hir ahn ma tante, die fraw churfürstin, allein
weillen ich übermorgen mitt Monsieur vereyßen werde undt 11 meil
von hir mitt relayen werden undt dortten die post nicht geht, alß
muß ich woll morgen abendts schreiben. Ihr habt mich gar nicht
umb vergebung zu bitten, liebe Amelisse, daß Ihr mir nicht
geschrieben; den es ist ja Ewer schuldt nicht, daß Ihr kranck
geworden seidt undt so viel heßliche sachen habt einnehmen müßen.
Es ist mir leydt, daß Ihr daß opera nicht habt sehen können; den
daß freüllen von Fürstenberg, daß zu Nancy ist, undt die
Ratzenhaussen, der Lenor dochter, welche vor dießem bey mir geweßen
undt nun bey meiner dochter ist, haben diß opera zu Metz gesehen
undt finden es nicht uneben, es muß also nicht schlim sein; den
sie seindt ja ahn den operaen von Paris gewont, wißen also woll,
waß gutt ist. Waß daß schmincken ahnbelangt, so findt man hir
wenig weiber, es seye auff den theatrum oder bey hoff, so es nicht
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sein; den tantzern solle mans wenig ahnsehen, wen ihnen etwaß im
gesicht fehlt; den sie haben ja allezeit masquen ahn. Ich hatte
schon horen sagen, daß sich die kauffleütte zu Franckfort sehr
beschwehrt hatten, daß sie keine keüffer finden in der meß; ich
glaubs, daß kompt, weillen alle leütte weniger gelt haben, alß vor
dießem. Apropo von kirben, ich hatte Louisse letzmahl geschrieben,
daß ich Eüch undt ihr eine St Clouer kirbe schicken wolte undt
solches ahn abé de Thessut geben laßen, aber der goltschmidt hatt
es so gar überzwerg gemacht gehabt, daß ich es ohnmöglich so
habe schicken können. Nach unßer reiß von Montargis wirdt man
mirs herschicken, werde es, wo es recht, ahn abé Thessut erst
geben laßen; es ist eine indianische imitation. Sagt ahn Louisse,
daß der baron Willich einen rechten impertinenten brieff ahn dem
abé de St Piere, meinem premier aumonier, geschrieben hatt, umb
mich zu persuadiren, Ewers schwagers, des ducs de Schonberg,
interesse zu abandoniren!
[1] Ich schicke Eüch hirbey, waß ich auff
dießen schönnen brieff habe antworten laßen. Er schreibt, auch
graff Friderich wolle herkommen, umb den proces wider
anzufangen. Ich glaube aber, daß [er], wen er meine andtwort sehen
wirdt, mehr alß einmahl die sach betrachten wirdt. Es ist mir
leydt, liebe Amellisse, daß Ihr Eüch nicht mitt allen den
fürstlichen undt gräfflichen leütten habt lustig können machen. Wie
ich auß ma tante, der fraw churfürstin, schreiben sehe, so divertirt
sie sich gar woll auff dero reiße mitt dero fraw tochter; sie haben
schön auff ihrer reiße. Hir haben wir auch gar schön wetter; ich
mags mir auch braff zu nutz, einen tag jage ich, den andern gehe
ich spatziren. Wir haben auch umb den andern tag commedie;
die comedianten spiellen gar woll. Wie ich sehe, so ist die
erbprintzes von Cassel noch in ihrem brautschmück; mich deücht aber,
daß sich diß nicht zu dem inconito reißen schickt. Ich finde die
glücklich, so hin dorffen reißen, wo sie wollen. Es ist woll löblich,
daß die pfaltzgraffen so hofflich sein. Der churfürst zu Pfaltz
wirdt sein meßgelt ahngewendt haben, die pressenten ahm
keyßerlichen hoff außzutheillen, wirdt also, wie ich glaube, nicht mehr,
alß andere, kauffen zu Franckfort. Ihr habt groß recht, liebe
Amelisse, daß es Eüch verdriest, gelt ahn docktoren undt balbirer
Ewer gelt zu geben. Waß ich Eüch vor daß grieß habe schicken
wollen, wirdt, wie ich glaube, mademoiselle de Malose zu nutz
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kommen; den sie ist sehr damitt geplagt, hatt neülich 2 stein von
sich geben. Ich wünsche sehr, daß dießer brieff Eüch bey
gutter gesundtheit ahntreffen möge, liebe Amelisse, undt daß Ihr viel
jahr lang gesundt bleiben möget. Daß elexir, so ich habe machen
laßen, gibt mir gar kein incommodit nicht; es kost mir nichts undt
ich habe lachen müßen, daß Ihr mich deßwegen umb verzeyung
bitt. Adieu, liebe Amelisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt
behalte Eüch allezeit sehr lieb.