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Brief vom 7. November 1700

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


117.


[209]
Fontainebleau den 7 November 1700 umb 3 viertel auff 7 abendts.
Hertzliebe Amelisse, ich bitte Eüch, lest, waß ich ahn Louisse geschrieben! Da werdt Ihr die ursachen meines langen stillschweygen sehen, repetire es also hir nicht wider, sage nur, daß ich von hertzen fro bin, daß Ihr wider gesundt seydt undt meine dorffkirbe Eüch ahngenehm geweßen. Aber ich schämme mich, daß Louisse undt Ihr so viel wercks davon macht, den es ja nur eine bagatelle undt mehr, umb drüber zu lachen, alß vor ein pressent zu halten; habe Eüch nur weißen [wollen], wie man hir arbeit, undt mitt einem auch mein beren-katzen-affengesicht schicken, umb zu sehen, ob Ihr es noch kenen würdet, undt auch umb mich in Ewern sack zu tragen, damitt Ihr desto fleißiger ahn mich allebeyde dencken möget. Carl Moritz hatt mir geschrieben undt ein groß compliment gemacht, daß ich nach ihm gefragt undt vor ihm in sorgen geweßen. Ich habe ihm geantwort, werde aber den brieff ahn monsieur [210] Spanheim schicken, wirdt also geschwinder nach Berlin kommen, alß wen ich es ahn Eüch nach Franckfort schickte. Ich habe heütte noch 3 brieff nach Lotteringen zu schreiben. Mein tochter ist ein klein accident geschehen; im schlaff hatt sie sich die brust auff ein holtz gelegt, so ihr eine böße brust geben, ist doch, gott lob, wider gantz woll. Adieu! Ein ander mahl werde ich mehr sagen, jetzt Eüch, liebe Amelisse, aber nur bitten, zu glauben, daß ich Eüch sehr lieb habe undt allezeit behalte.
P. S.
Ich habe in so erschrecklicher eyll geschrieben, daß ich selber schir nicht weiß, was ich sage, werde es ein ander mahl beßer machen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 7. November 1700 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 209–210
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0117.html
Änderungsstand:
Tintenfass