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Brief vom 30. Januar 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugraf Karl Moritz zu Pfalz


122.


[214]

A monsr le raugraf zu Pfaltz a Hannover.

Versaille den 30 Januari 1701.
Hertzlieb Carl Moritz, es ist schon etliche zeit, daß ich Ewer schreiben vom 14 dießes monts entpfangen habe. Ich habe aber nicht drauff antwortten [können], weillen ich kranck geweßen undt 7 tag nach einander alle tag daß fieber gehabt habe. Seyder 17 tagen hatt mich daß fieber verlaßen, habe aber medecinen brauchen müßen, so mir daß schreiben verwehret; vorgestern habe ich die letzte, gott lob, genohmen. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir zu dießem neüen seculo thut, dancke ich Eüch sehr, lieber raugraff! Es ist schwer, in dießem leben gar vergnügt zu leben, undt vielleicht noch schwerer ahn dießem hoff, alß ahn andere orter. Ich würde mich glückseelig schätzen, wen ich betrübte bey konte undt unglückseelige helffen, allein unßer beüttel ist ordinari nicht ahm besten gespickt, welches viel vergnügung benimbt. Deß jungen königs in Schweden victorie hatt einen großen esclat geben. Er hatt sich einen unsterblichen ruhm erworben; ist mir lieb, weill er von unßerm hauß ist. Ihr sagt mir kein wort, wie es mitt Ewerm aug stehet undt wie Ihr Eüch nun nach den rodtlen befindt. Ich bitte Eüch, schreibt mirs! Ich habe auß ma tante brieff ersehen, daß I. L. wider von Zelle gekommen sein. Ihr habt groß unrecht, mich umb verzeyung zu bitten, mir zeittungen zu schreiben; den daß habe ich gern. Mitt complimenten ist mir durchauß nicht gedint. Schreibt mir den nur, waß Ihr neües wist, wie Ewere schwestern thun, undt seydt versichert, daß ich Eüch alle von hertzen lieb habe!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 30. Januar 1701 von Elisabeth Charlotte an Karl Moritz zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 214
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0122.html
Änderungsstand:
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