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A monsr le raugraf zu Pfaltz a Hannover.
Versaille den 30 Januari 1701.
Hertzlieb Carl Moritz, es ist schon etliche zeit, daß ich Ewer
schreiben vom 14 dießes monts entpfangen habe. Ich habe aber
nicht drauff antwortten [können], weillen ich kranck geweßen undt
7 tag nach einander alle tag daß fieber gehabt habe. Seyder 17
tagen hatt mich daß fieber verlaßen, habe aber medecinen brauchen
müßen, so mir daß schreiben verwehret; vorgestern habe ich die
letzte, gott lob, genohmen. Vor alle gutte wünsche, so Ihr mir
zu dießem neüen seculo thut, dancke ich Eüch sehr, lieber raugraff!
Es ist schwer, in dießem leben gar vergnügt zu leben, undt
vielleicht noch schwerer ahn dießem hoff, alß ahn andere orter. Ich
würde mich glückseelig schätzen, wen ich betrübte bey konte undt
unglückseelige helffen, allein unßer beüttel ist ordinari nicht ahm
besten gespickt, welches viel vergnügung benimbt. Deß jungen
königs in Schweden victorie hatt einen großen esclat geben. Er hatt
sich einen unsterblichen ruhm erworben; ist mir lieb, weill er von
unßerm hauß ist. Ihr sagt mir kein wort, wie es mitt Ewerm aug
stehet undt wie Ihr Eüch nun nach den rodtlen befindt. Ich bitte
Eüch, schreibt mirs! Ich habe auß ma tante brieff ersehen, daß
I. L. wider von Zelle gekommen sein. Ihr habt groß unrecht, mich
umb verzeyung zu bitten, mir zeittungen zu schreiben; den daß
habe ich gern. Mitt complimenten ist mir durchauß nicht gedint.
Schreibt mir den nur, waß Ihr neües wist, wie Ewere schwestern
thun, undt seydt versichert, daß ich Eüch alle von hertzen lieb
habe!