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Brief vom 13. Oktober 1701

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


141.


[241]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Franckford.

Fontainebleau den 13 October 1701.
Hertzliebe Louisse, vor ein par tagen habe ich Ewer schreiben von 1 dießes monts zu recht entpfangen, undt ist mir recht von hertzen leydt geweßen, darauß zu ersehen, daß die gutte fraw von Brun gestorben; bitte, wolt doch ahn die fraw von Weldten undt die von Wollmershaußen mein leydt hirüber bezeügen undt ihnen mein compliment über ihrer schwester verlust machen. Die gutte fraw von Brun muß alt geweßen sein; den so lang, alß mir gedenckt, habe ich sie ein gestanden mensch gesehen. Wo ist Amlishagen? Von dem ort habe ich mein leben nichts gehört. Die freüllen Charlotte hette ich woll nicht ahn den nahmen von fraw von Welten erkandt; den ich wuste nicht, daß sie geheüraht worden; glaube nicht, daß sie viel kinder bekommen. Es ist nichts betrübters in der welt, alß gutte freünde zu verliehren. König Jacob wahre nicht zu bejammern; den I. M. haben mitt freüden dero leben geendiget; aber wer zu beklagen ist undt mich recht betrübt hatt, daß war die gutte königin. Die ist in einem standt, daß es einen stein erbarmen mögte, kan sich deß königs todt nicht getrösten, ob sie zwar ihr leydt gar christlich nimbt. Vor Ewere gutte wünsche, liebe Louisse, dancke ich Eüch von hertzen. Ich wuste nicht, daß die cron Denemarck hülff in Ittallien schickt; sie habens dort nicht von nöhten, es geht nur gar zu woll vor die keyßerlichen dort. Ich weiß der königin mutter in Denemarck recht danck, daß sie so viel von Eüch helt. Ich glaube, daß I. M. nun wider bey dem könig, ihren herrn sohn, sein. Ich kan mir leicht einbilden, wie betrübt der abschidt von dießer königin undt ihrem herrn brudern Liebten geweßen. Man weiß woll, wen man sich quittirt, aber nicht, wen man sich wider sicht. Von hir kan [242] ich Eüch gar nichts neües sagen. Ich gehe spatziren, leße undt schreibe undt etlich mahl führt mich der könig auff die jagt in seiner calesch. Alle tag jagt jemandes hir; sontags jagt mein sohn undt auch mittwogen, montag undt donnerstag deß könig hunde, dinstag undt sambstag jagt monsieur le Dauphin den wolff, freitag undt dinstag jagt der monsieur le Comte die rehethier, montags monsieur le duc du Maine, sein herr bruder, den hirsch undt dinstag monsieur le duc den hirsch. Man sagt, daß, wen man alle esquipagen zusamen führen solte, würde man 900 hunde auff einmahl sehen, wo nicht gar taußendt. Daß ist alles, waß ich von hir sagen kan. Zweymahl die woche ist commedie, aber Ihr könt woll gedencken, daß ich nicht nein gehe, welches mich genung mortificirt; den ich gestehe, daß die commedien noch der gröste spaß ist, so ich in dießer welt habe, undt die eintzige lust, so mir nicht verleydt ist. Es fengt ahn seyder 2 tagen zu regnen; fürchte sehr, daß es gar lang wehren wirdt undt daß die schönne zeit, so so lang gewehrt, nun gantz vorbey sein wirdt. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt versichere Eüch, daß ich Eüch allezeit lieb behalte.
P. S.
Ich weiß nicht, liebe Louisse, ob Ihr meinen ersten brieff entpfangen habt, so ich Eüch den 26 September geschrieben habe. Ich habe noch keine antwort drauff bekommen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 13. Oktober 1701 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 241–242
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0141.html
Änderungsstand:
Tintenfass