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Brief vom 18. Januar 1703

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


184.


[315]
Versaille den 18 Januari 1703.
Hertzliebe Amelisse, Ihr werdet auß waß ich vergangen ahn Louisse geschrieben, ersehen haben, warumb ich Eüch nicht mehr durch die Franckforter post geschrieben habe. Daß könt Ihr woll versichert sein, liebe Amelise, daß, ob ich Eüch zwar nicht schreiben könte, daß ich Eüch doch allezeit würde lieb behalten haben. Den daß man wegen deß kriegs daß schreiben verbiet, waß geht unß daß ahn? Worumb solten wir einander deßwegen haßen? Daß kan nicht endern, daß wir einander sollen so nahe sein, noch daß wir einander sein, noch daß wir einander guts gönnen. Waß haben wir mitt stadtsachen zu thun? Durch Hannover werden wir doch continuiren können, einander zu schreiben, undt ob die brieff [316] zwar auff dieße weiße nicht so frisch sein, so ist es doch beßer so, alß gar keine zu haben. Freylich macht der leydige krieg nirgendts nichts guts, aber in brieffen ist nicht gutt drauff zu raisoniren. Ich vernehme gern, daß Ihr ruhig lebt undt Eüch mitt unßere hanoverische hertzogen lustig macht. Hertzog Max ist der eintzige von meinen hanoverischen vettern, den ich die ehre nicht habe zu kenen. Hertzog Christian aber, bitte ich, macht mein compliment! Ihr seydt dießen hertzogen nahe genung, ohne niemandts zu scandalisiren, mitt ihnen zu eßen können. Wolt Ihr die zwey hertzogen ahn die königin in Engellandt geben, damitt wirdt sie woll versorgt sein. Ich habe heütte die handt ein wenig müde; den ich habe ma tante ein brieff von 23 seytten geschrieben, wie dieße sein, kan Eüch, liebe Amelisse, also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch sehr vor Ewern gutten neüjahrswunsch dancke undt Eüch hergegen wünsche alles, waß Ewer hertz wünscht undt begehrt, undt werde Eüch so woll in dießen jahr alß im vergangen von hertzen lieb haben.
P. S.
Ich muß noch sagen, daß Ihr mir in postscriptum schreibt mitt dießen wortten: Enpfehl sich underthänig undt widerholt auch mein wunsch in tiffen respect. Ihr setzt aber nicht dabey, wer es thut; dancke also, weiß aber nicht, wem. Muß auch noch sagen, daß die posten so bitter übel hir gehen, daß es eine schandt ist. Ich bin 12 tag geweßen, ohne brieff von ma tante zu bekommen, undt heütte schickt man mir 3 paquet auff einmahl; darumb antworte ich so spät auff Eweren brieff.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. Januar 1703 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 315–316
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0184.html
Änderungsstand:
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