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Versaille den 4 Mertz 1703.
Hertzlieb Louisse, vor 8 tagen habe ich Ewer lieben brieff
vom 10 Februari zu recht entpfangen, aber ohnmoglich drauff
andtwortten können; den morgendts kamen so viel leütte zu mir, daß
ich nicht zum schreiben gelangen konte, undt nachmittags muste ich
in die predig, konte erst hernach ahn ma tante, die fraw
churfürstin, mein dochter undt ma tante, die fraw abtißin von
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Maubuisson, welche gar kranck geweßen, schreiben, welches biß zum
nachteßen wehrte, undt vergangen donnerstag, da ich Eüch eben
schreiben wolte, wurde ich gantz interompirt, habe also biß auff
heütte verschieben müßen, welches mir recht leydt. Ich schreibe
Eüch heütte, ob ich zwar schon 3 große brieffe geschrieben undt
noch 4 zu schreiben habe undt den nachlaß zu ersetzen. Wens mir
möglich sein kan, werde ich heütte noch ahn Amelisse auch
schreiben, weillen meine brieffe Eüch beyden noch immer ahngenehm sein.
Der krieg ist eine widerliche sache, alle corespondentzen zu
hindern. Deß keyßerlichen abgesanten undt seiner gemahlin exactitude
kompt mir abgeschmackt vor; den waß haben ihrer dochter brieff
mitt den krieg undt staadtweßen zu thun? Mich deücht, es ist ein
exes drinen; wen der keyßer wißen solte, waß wir einander alß
schreiben, ich bin gewiß, daß er nicht übel nehmen konte, daß
wir unßer comers behalten; den waß …