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Brief vom 8. April 1703

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


191.


[322]
Versaille den 8 Aprill 1703.
Hertzliebe Louisse, gestern habe ich Ewer paquet in ma tante, der fraw churfürstin, ihres gefunden, wie auch Amelisse brieff, auff welches ich Eüch hirbey meine andtwort schicke. Ich wünsche, daß Eüch dießer brieff noch zu Hannover finden möge. Es ist billig, daß Ihr Eweres schwagers sachen endigt; den Ihr kont ja nicht [323] immer sein intendent sein. Gott sey danck, daß ma tante wider so woll ist, undt erhalte I. L. lange jahre bey volkommener gesundtheit undt zufridenheit! Lustig sein macht lang leben. Zu Ewerm gutten wunsch vor ma tante sage ich von hertzen amen. Ma tante von Maubuisson ist nun wider woll. Ich schicke I. L. der churfürstin ein brieff, so die fraw abtißin Liebdten mitt eygener handt geschrieben; sie werden also nicht mehr in sorgen vor sie sein. Der krieg muß die pfältzische lufft geendert haben undt daß vielle brenen; den zu meiner zeit wahren unterschiedtliche leütte zu Heydelberg, zu Manheim, auch im gebirg hinter closter Neüburg, so über 100 jahr alt wahren. Ich fandt ein man bey dem closter Neüburg, so noch ins holtz ging undt hundert undt 10 jahr alt war; zu Manheim war ein man von 102 jahr undt sein fraw war hundert jahr alt; bey Meyßenheim, hatt mein bruder mir gesagt, daß er einen bawer gesehen, so 124 jahr alt war; also segt Ihr woll, daß man vor dießem viel dergleichen exempel gehabt hatt, wie Ihr nun zu Zel segt. Sich umb nichts zu bekümern, wie der jäger Marcus sagt, ist leicht zu rahten, aber schwer ins werck zu stellen. Ihr thut mir einen rechten gefallen, liebe Louisse, mir so eygendtlich zu verzehlen, wie ma tante die zeit zubringt. Ich wuste nicht, daß I. L. der churfürst auch mitt von der zellischen reiß war. Ich wolte Eüch, liebe Louisse, von hertzen gern lenger entreteniren, allein ich habe heütte gar zu viel zu schreiben noch undt es ist schon 7 abendts; den wir seindt lang in der kirch geweßen, noch dießen nachmittag 2 gutter stundt; die predig hatt ein stundt gewehrt undt die vesper ein stundt. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit recht lieb.
P. S.
Excussirt die fehler von dießem brieff! Ich kan es ohnmoglich überleßen.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 8. April 1703 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 322–323
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0191.html
Änderungsstand:
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