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Brief vom 17. August 1703

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


195.


[327]

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Franckfort.

Versaille den 17 Augusti 1703.
Hertzliebe Amelise, vor zwey tagen erst habe ich Ewern lieben brieff in ma tante paquet entpfangen. Die posten gehen nun so unrichtig undt langsam, daß es ein recht ellendt ist, undt ich werde je lenger, je verdroßener auff dem leydigen krieg; aber über wem ich woll recht böß bin, ist über die keyßerlichen minister, so all comerce haben verbietten machen; denen, ich muß gestehen, wünsch ich alles übels von der weldt. Ich weiß nicht, ob meine brieff nicht ahn Eüch undt Louisse gelangt sein; allein ich kan Eüch, liebe Amelisse, mitt warheit versichern, daß ich kein eintziges von Ewern schreiben habe unbeantwortet gelaßen undt nur auffgehört, alß ich keine schreiben mehr von Eüch beyden [328] bekommen; habe gedacht, daß Ihr nicht mehr schreiben dörfft undt daß ich Eüch händel machen solte, wen ich ferner schriebe; aber wen Ihr schreiben dorfft, werde ich fleißig andtworden. Meine gesundtheit ist, gott lob, gar gutt, starck undt dick; wünsche, daß Louisse undt Ihr Eüch so woll befinden möget alß ich. Wie die zwey graffen von Nassau hir wahren, war der elste beßer geschaffen, alß der jüngst; allein der jüngste ist lebhaffter undt spricht mehr, alß sein herr bruder; bin fro, daß sie content von mir sein. Louisse wirdt nun baldt wider zu unßer lieben churfürstin, wie I. L. mir schreiben, umb mitt nach Berlin zu gehen. Gott gebe, daß die reiße glücklich möge abgehen! Ich werde heütte ein tour nach Paris thun, aber abendts wider herkommen, muß also noch ahn mein dochter schreiben, undt weillen auch Ewer brieff, liebe Amellisse, vollig beantwortet ist, werde ich vor dießmahl nichts mehr sagen, alß wie daß ich [Euch] allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. August 1703 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 327–328
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0195.html
Änderungsstand:
Tintenfass