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Brief vom 17. Februar 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


205.


[341]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 17 Februari.[1]
Hertzliebe Amelise, vergangen dinstag habe ich Ewern lieben brieff vom 6 entpfangen; ich glaube aber, daß Ihr Eüch ein wenig im datum verschrieben habt; den es kam mitt unßerer lieben churfürstin schreiben ahn, so nur vom 4 dadirt war; aber daß schadt nichts. Der printz von Moeursburg ist es nicht der, den könig Augustus hatt wollen zum naren machen? Wens der ist, so ist es [342] kein wunder, daß er nicht gar glug ist; aber Hannover ist ein gutter ort, zu deniaissiren. Taschenspillen sehen amussirt. Ich bin fro vor Eüch, daß Ihr mitt ma tante nach Braunsweig geht; daß gibt Eüch ehr undt plaisir. Ich hoffe, Ihr werdet mir eine schönne relation davon machen. Wirdt der churprintz seinem herrn schwager woll erlauben, seine fraw schwester im kindtbett zu sehen? Da wolt ich nicht vor schweren, so wunderlich alß der churprintz ist. Meindt der churprintz, man werde seinen printzen freßen, wen man ihn sehen solte? Es ist etwaß wunderliches in deß churprintzens hirnkasten. Da braucht kein schwur zu, daß Ihr woll ohne ungedult wartten könt, biß der churprintz erlaubt, daß Ihr seinen neügebornen printzen sicht. Wolte gott, es were so leicht, daß wir einander wider sehen könten! Würde Eüch undt Louise woll von hertzen ambrassiren; aber allen ahnsehen nach werden wir einander erst in thal Josaphat wider sehen. Ich glaube, Ihr würdet mich jetzt eben so wenig kenen, alß dortten; den ich gleich mich selber gar nicht mehr, so sehr bin ich geendert; aber wie ich auch sein mag, so behalte ich Eüch von hertzen lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. Februar 1707 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 341–342
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0205.html
Änderungsstand:
Tintenfass