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Brief vom 14. September 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


216.


[354]
Fontainebleau den 14 September 1704.
Hertzliebe Amelise, es ist schon woll ein tag 14, daß ich Ewern brieff vom 10 August entpfangen, aber ohnmöglich drauff habe andtwortten können; den wir seindt wenig ahn einem ort geblieben, seindt etliche tag zu Meudon geweßen; von dar bin ich nach Paris undt St Clou; hernach seindt wir wider nach Versaille; von dar habe ich ma tante, der fraw abtißin, eine vissitte geben zu Maubuisson. Ein andern tag bin ich zu den unglücklichen königlichen personnen von St Germain, also so viel zu thun, daß ich Eüch unmoglich habe schreiben können. Ich habe der fraw von Bernstein durch ihren sohn geantwort, welcher ein rechter ehrlicher gutter mensch ist. Dißmahl hatt die kleine Rotzenhaussen meine brieffe nicht liegen laßen. Ich habe mitt freüden gehört, daß Louise alle tag beßer wirdt; hoffe, daß daß Schlangenbaadt sie gantz couriren wirdt. Ich glaube, daß diß baadt auch machen wirdt, daß Eüch dießer brieff noch zu Franckfort ahntreffen wirdt; drumb schicke ich ihn noch ahn daß freüllen von Rotzenhaussen. Ich zweyffle sehr, daß es baldt frieden wirdt werden. Gestern kam eine zeitung, so unß trost über waß mitt Tallar vorgangen; der admiral, meines sohns gemahlin herr bruder, hatt eine große schlagt auff der see gewunen; es ist abscheülich hart auff beyden seytten abgangen. Man rufft mich, umb in kirch zu gehen; den es ist sontag heütte; muß schließen. Adieu, liebe Amelisse! Ambrassirt Louisse von meinetwegen undt seydt versichert, daß ich Euch allezeit lieb behalte!
P. S.
Wie ich ahn der kirchthür war, hatt man mir ein paquet von [355] meiner dochter bracht, worinen ich ein schreiben von Louisse entpfangen. Ich kan ihr aber ohnmöglich andtwortten, den es ist schon nahe bey 7 uhr undt ich habe noch 3 große mächtige brieffe zu schreiben. Über 8 tagen, wilß gott, werde ich ihr ohnfehlbar andtworten. Eher were es ohnnöhtig; den die brieffe würden zu Luneville liegen bleiben, indem die post nur alle freytag dort nach Luneville geht. Sagt ihr diß meinetwegen!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 14. September 1704 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 354–355
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0216.html
Änderungsstand:
Tintenfass