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Fontainebleau den 21 September 1704.
Hertzliebe Louisse, seyder etlichen tagen seindt wir wider hir,
alwo wir unßer ordinarie leben führen, nehmblich 3 mahl die woch
commedie undt jagten. Vor etlichen tagen habe ich Ewer schreiben
vom 4 dießes monts zu recht entpfangen, aber nicht eher, alß nun,
beantworten können. Weillen ma tante, die fraw churfürstin, nichts
mehr vom churfürsten, ihren herrn sohn, sagt, habe ich woll
gedacht, daß I. L. wider gesundt sein würden. Alle menschen, so ma
tante sehen, sagen wie Ihr, liebe Louisse, daß I. L. dero alter gar
nicht scheinen. Zu Ewerem wunsch, daß sie der almachtige noch
lange jahren bey gesundtheit erhalten mögen, sag ich von
hertzensgrundt amen; den es woll mein groster wunsch ist. Daß seindt
dolle moden, daß man kinderhoffmeisterinen den reichsgraffinen
vorzihet; da ist kein rime noch raison bey. Ich kene die Lamotten
gar woll, sie seindt unßers herr vatter oberstalmeister Lamot
niece. Eine ist jungfer (freüllen solt ich sagen) bey der churfürstin,
meiner fraw mutter, geweßen. Die ander ist bey ma tante, der
princes von Tarante, geweßen, hernach zu ma tante kommen. Wen
ahn den churfürstlichen hoffen man die hoffmeisterin so hoch
bringen will, solten sie den lautter reichsgraffinen zu hoffmeisterinen
nehmen, so thate man keine ungerichtigkeit. Amelise hatt groß
recht, alle ceremonien zu hütten undt sich nicht dabey zu finden,
da es so bestelt ist. Ich finde auch, daß Ihr woll todt,
[1] Ewer
hauß zu Franckfort zu behalten, im fall es nicht zu Hannover
gefahlen solte, dieße retraite zu haben. Ich bin alß verwundert, wie
Ihr die affairen undt processachen habt lehrenen können, welches
mir gar schwer vorkompt. Ewer schwager passirt vor ein
wenig gritlich undt incompatible, solle sich derowegen wider auß
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Portugal gezogen haben. Ruffignie
[2] tuht woll übel, gegen seinen
könig zu krigen, von welchem er so manche gnaden erlangt hatt,
auch noch seyder er hir weg undt in Englandt. Der könig hatt ihm
seine gnade nie entzogen, biß er gegen ihm gedint hatt; finde also
gar abscheülich, daß er sich dazu resolvirt. Ob er schon einen
andern nahmen genohmen undt mylord Galoway heist, so ist er
doch derselbe Ruffignie, den der könig vor so vielle andere
distingiret hatt; solte also mehr erkandtnuß haben. Wofern Ewer
schwager in Portugal geblieben, hatt er ehre davon; den es geht
nun beßer dort, alß im ahnfang. Daß die letzte schlagt bey
Hochstädt gewohnen, daß ist war; aber ich glaube, daß, wen man
erfahren wirdt, wie es auff der see zugangen undt unßer grand
admiral die große victorie erhalten, wirdt daß die freüde bey den
Englendern undt Holländern sehr vermindern. Den conte de
Monfort, der zu Franckfort ist, kene ich gar nicht, aber monsieur de
Prié kene ich woll; der ist von qualitet undt der marechalle de
Lamotte neueu. Ich habe den zettel von den gefangenen verlohren, so
Amelisse mir geschickt; mich deücht aber, es war nur noch ein
bekandter auff dem zettel. Ich gebe Eüch keine commission vor
Amelisse; den ich werde ihr gleich selber andtworten, nachdem ich
Eüch werde ambrassiret undt versichert haben, daß ich Eüch von
hertzen lieb behalte.