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Brief vom 18. Dezember 1704

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


223.


[365]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 18 December 1704.
Hertzliebe Amelise, vergangen mitwog habe ich Ewern lieben brieff vom 26 November entpfangen undt heütte daß vom 2 December, werde auff beyde heütte andtworten, wo mirs möglich ist; den es ist schon 8 uhr geschlagen undt umb 3/4 auff 9 muß ich in die musiq, muß mich also sehr eyllen, damitt mirs nicht geht wie vergangen donnerstag. Ich fange bey dem frischten ahn. Die andtwort auff mein schreiben hatte keine eyll, konte woll biß auff die andere post verschoben werden. Ich habe von hertzen gelacht, daß Ihr, liebe Amelise, sagt, daß Ihr dem prince de Maubeck nichts extra gethan habt. Waß woltet Ihr ihm den extra thun? Ich weiß nicht, ob seine fraw mutter ihn wirdt weg laßen können; den sie hatt ein groß hertzenleydt, ihr zweyter sohn ist durchgangen nach Mastricht zu den Hollandern. Daß ist nicht polie von meinem vettern, dem churfürsten, daß er hofflicher ahn mansleütten, alß vor die damen, ist. Ma tante hatt mir selber bericht, wie es mitt mylord Malbouroug undt dem cronprintzen von Preussen hergangen. Ich kenne madame Bellemont woll, habe sie hir gesehen. Sie redt possirlich frantzösch, Monsieur s. wolte sich alß kranck über ihr gesprach lachen; man darff nicht nachsagen, den sie sagt nicht zwey wort, ohne eine große wüsterey hervorzubringen. Valsemé scheindt gar content von Eüch zu sein. Hirmitt ist Ewer letztes schreiben völlig beantwortet. Ich komme jetzt auff daß zweyte, so daß erste ist, von 26 November. Es ist mir recht lieb, daß ma tante nicht geendert ist. Louisse schreibt, I. L. wehren starcker worden, welches auch gar ein gutt zeichen ist. Daß ist ja woll billich, daß man Eüch woll tracktirt undt vissitten gibt. Man kan so hofflich nicht gegen die sein, so man taglich sicht, alß wen man neü ahnkompt. Were ich in Ewerm platz, hette ich lieber keine vissitten, alß so viel; den es ist doch ungemach darbey. Es heist im krig: Chacun a son tour; die Frantzoßen haben lang die Englander undt Hollander geschlagen, nun sindts sie es auch einmahl. Die zeit wirdt woll widerkommen, daß sie wider schlagen werden. [366] Adieu! Man rufft mich, in die musiq zu gehen; kan nur sagen, daß ich Eüch, liebe Amelise, lieb behalt.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. Dezember 1704 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 365–366
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0223.html
Änderungsstand:
Tintenfass