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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 24 Januari 1705.
Hertzallerliebe Louise, ich bin recht beschambt, daß ich heütte
erst auff Ewer liebes schreiben vom 23 December 1704 andtworte,
aber ich habe ohnmoglich eher dazu gelangen können; den in dießem
mont ist man mehr geplagt, alß nie, mitt brieffen undt auch leütte.
Wegen deß neüe jahr habe [ich] auch im hauß mehr zu thun; den
man muß in dießer zeit alles verneüen, die rechnungen sehen,
ordenancen undterschreiben, suma, man hatt in dießem monat mehr
zu thun, alß sonst daß gantze jahr. Ich komme aber auff Ewer
schreiben, liebe Louisse! Bin fro, daß mein brieff nicht verlohren
gangen. In dießem augenblick bekomme ich ein gnädig schreiben
von ma tante von 16, worauß ich sehe, daß I. M. die königin in
Preussen den selbigen abendt zu Hannover sein solle, welches woll
eine große freüde sein wirdt; hoffe, daß Ihr undt Amellisse mir
eygendtlich alle divertissementen berichten werdet, so man im
carnaval haben wirdt, insonderheit wie die liebe königin sich
masquiren wirdt. Man meint, daß der princes d’Harcourt zweytter
sohn geraht nach Wien ist. Er beschwehrt, daß sein herr vatter
undt fraw mutter ihn haben wider seinen willen geistlich machen.
Von Trarbach werde ich nichts sagen, daß ist zu alt. Ich
glaube, die liebe königin ist eher kommen, alß man I. M. erwahrt.
Gott gebe, daß daß carnaval mitt lautter lust, freüden undt
vergnügen möge volbracht werden! Ich höre gern, daß man sich lustig
macht; bin fro, daß es Eüch so ergangen ist bey dem herrn
Frissendorf, hoffe, daß es eben so woll bey dem englischen envoyes mag
abgangen sein. Englische cavallier sowoll alß frantzösche sehen
offt lieber mans-, alß weibsleütte, undt seindt nicht desto erbarer.
Vor den gutten neüjahrswunsch dancke ich Eüch von hertzen, liebe
Louisse, undt wünsche Eüch hergegen im zeitlichen undt ewigen
alles, waß Ewer hertz wünscht undt begehrt, undt versichere Eüch,
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hertzliebe Louisse, daß ich Eüch all mein leben von hertzen lieb
behalten werde.