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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 14 Februar 1705.
Hertzliebe Amelisse, ob ich zwar so betrübt undt erschrocken
bin über der betrübten zeittung von dem unvermuhten undt
schleünigen todtsfall der seeligen königin in Preüssen, so ich heütte
morgen durch ein brieff von ma tante undt Ewer schwester erfahren,
daß ich schir nicht weiß, waß ich thue oder sage, so will ich doch
auff Ewer liebes schreiben vom 30 Januar andtwortten. Mein gott,
welch ein carnaval ist dießes undt wie bin ich in sorgen vor ma
tante, die fraw churfürstin! Also könt Ihr woll gedencken, liebe
Amelisse, daß ich ohnmöglich auff comedien undt alle lustige sagen
andtwortten kan. Alleweill spilt man drunten commedie, aber Ihr
könt woll gedencken, daß ich nicht lust habe, hin zu gehen; habe
ohnmöglich eßen können zu mittag, bin recht von grundt der
seelen betrübt undt in sorgen, kan Eüch also vor dießmahl nichts
mehr sagen, alß wie ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.