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Brief vom 19. Februar 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


228.


[370]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 19 Februari 1705.
Hertzliebe Louisse, vergangen dinstag habe ich erst Ewer liebes schreiben vom 6 dießes monts entpfangen. Es ist ein ellendt, wie man mitt den brieffen umbgeht. Zu monsieur de Louvois zeitten laße man alle brieffe sowoll alß nun, aber man liefferte sie doch zu rechter zeit. Nun aber daß cröttel[1] der Torcy die post hatt, zergt es einem unerhört mitt den brieffen undt ich habe mein leben keine größere ungedult gehabt, brieffe von Hannover zu haben, alß nun; den es ist mir gar zu bitter angst vor ma tante, [371] die fraw churfürstin, in dießem unglück, so I. L. begegnet ist. Es ist woll kein wunder, daß dero miltz geschwollen ist; wie könte daß anderst sein bey einer so erschrecklichen betrübtnuß! Gott seye danck nur, daß daß fieber außgeblieben! Den kein härterer stoß hette in der weldt kommen können. Zu Eweren gutten wunsch, liebe Louisse, zu ma tante gesundtheit sage ich von hertzen amen, undt gott wolle unß gnädig erhören undt I. L. noch lange jahren erhalten! Es ist leicht zu begreiffen, daß der könig in Preüssen betrübt über seiner gemahlin verlust ist; sie meritirte es woll. Wen die printzes von Anspach in ihrer kranckheit diß unglück vernimbt, mögte der schrecken hirüber woll den garauß machen. Gott gebe, daß Ewer erster brieff mir bericht, daß ma tante wider beßer ist! Bitte, schreibt mir alß fleißig undt seydt versichert, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 19. Februar 1705 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 370–371
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0228.html
Änderungsstand:
Tintenfass