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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 17 Juni 1705.
Hertzliebe Louisse, vergangenen sontag war es mir ohnmöglich,
auff Ewerm lieben brieff zu andtwortten, so ich sambstags entpfangen
hatte; habe es biß auff nun versparen müßen. Amelisse brieff habe
ich auch zugleich entpfangen; den man bringt mir diß jahr alß die zwey
posten zugleich. Daß incommodirt mich doch nicht, liebe Louisse! den
ich weiß woll, daß Ihr nicht übel nembt, wen ich nur nach
gelegenheit schreibe. Weitter weiß ich nichts vom graffen Brockdorf, so
wir hir gehabt haben, alß waß ich Eüch schon davon geschrieben
habe. Meines brudern s. gemahlin hatt mir deß armen
Leschenbrandtels todt geschrieben; sie ist ahm schlag gestorben, gar sanfft;
meines brudern gemahlin ist recht betrübt umb sie. Ich habe recht
gern, wen ma tante außfahrt; den daß ist gutt vor I. L.
gesundtheit. Mich verlangt, zu vernehmen, waß daß oracle von der
fürstin von Zollern geweßen; hoffe, daß Ihr mirs erste post berichten
werdet. Der regen ist nun hir eingefahlen, es regnet schon 3 tag
ohne auffhören. Den husten kan man diß jahr nicht quit werden,
ich habe ihn schon zum 5 mahl diß jahr bekommen. Es hatt hir
ein mont lang alle nächte eyß gefrohren. So ein doll wetter, wie
es diß jahr ist, habe ich mein leben nicht gesehen. Hiemitt ist
Ewer lieber brieff beantwortet, werde auch ahn Amelisse
andtwortten; den morgen habe ich der zeit nicht, es ist ein festag, man
muß in kirch undt abendts wirdt man nach Trianon, wo wir etliche
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tage bleiben, welches mir leydt genung ist, den ich bin lieber hir,
wo ich gar woll logirt undt alle meine gemachlichkeit habe; aber
dem könig auffzuwartten, weill es I. L. beliebt, daß ich hin soll,
werde ich hin. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Euch von
hertzen undt versichere, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.