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A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Trianon den 1 Julli 1705.
Hertzliebe Louisse, seydt Ihr nicht mitt I. L. der churfürstin
von Braunsweig zu Zel geweßen? Den mich deucht, Ihr sprecht
nur von Amelise, daß sie dort geweßen mitt ma tante. Seyder 14
tag ist daß wetter gar nicht unbeständig hir, sondern abscheulich
warm. Ich bin fro, daß ma tante Libten zu Hernhaussen ist bey
dießem schönnen wetter; den ich hoffe, daß es I. L. woll zu dero
gesundtheit thun wirdt undt die trawerigkeit ein wenig dissipiren.
Weillen ma tante in ein kammer schlafft, wo kein frisch kalck noch
gibs ist, kan es I. L. nicht schaden; wen einem der geruch von
farb nicht zuwider, schadet es nichts. Ich habe zu Paris zwey jahr
in einer cammer geschlaffen, wo es nach farb gerochen, daß kein
mensch hatt drinen dawern können, aber mich hatts gar nicht
geschadt; hoffe also, daß es unßer lieben churfürstin, so kein
widerwillen dargegen hatt, auch nicht schaden wirdt. Ich glaube, daß
die princes betrübt wirdt geweßen sein, wider allein nach Hannover
zu gehen; den in den jahren betrübt nichts mehrers. Daß es so
gutt undt höfflich zu Zel hergeht, wundert mich nicht. Ich kene
den hertzog woll, der ist woll der beste herr von der welt; seine
gemahlin kene ich nicht undt finde sie nicht gar estimable, daß
heist maußdreck under dem pfeffer. Ach, ich hatte daß ende von
Ewerm briff, liebe Louisse, nicht recht in acht genohmen, sehe, daß
Ihr auch zu Zel geweßen seydt undt daß Eüch die zeit dort nicht
lang gefahlen ist, welches mir sehr lieb. Die zeit geht zwar
geschwindt vorbey, es gibt aber offt gar lange stunden, insonderheit
hir im landt. Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch
allezeit lieb behalte!
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