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Brief vom 23. Juli 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


258.


[405]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hernhaussen.

Trianon den 23 Julli 1705.
Hertzliebe Amelise, auß Louisse brieff werdet Ihr ersehen können, warumb ich so lange nicht auff Ewern lieben brieff von 5 dießes monts geantwortet habe. Ich habe woll gedacht, daß Ihr auch nach Hernhaussen würdet. Wie Ihr mir ma tante gehen beschreibt, so würde ich I. L. nicht mehr folgen können mitt meinem schwehren wanst. Versaille ist ein überauß schonner [ort]; dießer aber hier giebt Versaille nichts nach. Wolte gott, ma tante könte hir spatziren! Wie ich sehe, so lieben I. L. daß spatziren mehr, alß nie, weillen sie so allein im gartten gehen; hir vergehen einem die reflectionen, den man darff nicht raisoniren. Ich wolte lieber, daß es moglich sein konte, daß ich Eüch zu Hernhaussen oder Hannover sehen konte, alß hir im landt; man kan daß wünschen nicht laßen, ob schon die sachen ohnmöglich scheinen. Von madame Kilmansec will ich nichts mehr sagen. Daß buch hatt aber kein große eyll. Daß ist alles, waß ich auff Ewern ersten schreiben sagen werde; jetz komme ich auff daß zweytte vom 10 Julli. Ich weiß nicht, wie ich Ewer buch mitt der postkutschen bekommen werde, den es geht keine postkutsch von Paris nach Hannover. Daß ma tante in perfecter gesundtheit ist, ist woll die beste zeittung, so man mir sagen kan, undt die ahngenembste. Groben speyßen seindt nicht ungesundt undt geben gutte nahrung undt beßer, alß viel bouillongeschlegs. Ich wünsche, daß die occupation, [406] Herrnhaussen zu ziehren, I. L. die trawerige gedancken benehmen möge. Wie gern mogte ich alle die contrefaitten sehen! Diß bringt mich wider auff meine vorige wünsche. Hirmitt ist Ewer schreiben auch vollig beantwortet. Ich muß mich heütte erschrecklich eyllen; den in ein par stunden werden wir den englischen hoff hir haben, werden hir zu nacht eßen. Ich muß vorher noch 3 große brieff schreiben, kan also vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 23. Juli 1705 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 405–406
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0258.html
Änderungsstand:
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