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Brief vom 30. Juli 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


260.


[407]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 30 Julli 1705.
Hertzliebe Louisse, keinen sontag kan ich ohnmöglich auff Ewere liebe brieff andtwortten; den die tage habe ich gar zu viel zu schreiben; muß es alß, wie Ihr secht, auff die sontagspost sparen. Ich glaube, daß sich die princes getröst hette, wen ihr herr vatter lenger außblieben undt sie noch lenger bey ma tante zu Herrnhaussen hette bleiben können. Ist es ein rohtlauffen, so Ihr ahn den backen habt, daß Ihr waß davor braucht, liebe Louisse? Gott seye danck, daß ma tante undt alle ihre kinder so frisch undt gesundt sein, undt erhalte sie lange jahren dabey! Wahrens marionetten daß oracle, so die fürstin von Soldenen gemacht hatte? Sie muß gutt hertz haben, ahn divertissementen zu gedencken in dem unglück, wo sie steckt. Ihre dochter soll schön sein; ist zu beklagen undt desto mehr, daß man ihr recht unrecht thut; den ich bin versichert, daß sie kein commerse in Franckreich hatt. Daß die von Nassau-Sigen von ihrem herrn ist, nimbt mich nicht [408] wunder; sie solle sehr coquet sein. Der fürst von Sigen hatt eben keinen großen sparen, nicht content von seiner gemahlin zu sein; sie machts ihm doll genung. Adieu! Es ist spät, ich bin von der hirschjagt kommen, muß noch 3 große brieff vor der mussiq schreiben, werde also vor dießmahl nichts sagen, alß wie ich Eüch von hertzen lieb habe.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 30. Juli 1705 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 407–408
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0260.html
Änderungsstand:
Tintenfass