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Brief vom 18. November 1705

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


277.


[422]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille, mitwog den 18 November 1705.
Ich werde morgen früh eßen, hertzallerliebe Louisse, undt den nach Paris fahren, habe dort ein wenig zu thun undt werde auch ins opera; also will ich dießen abtendt noch auff Ewern lieben brieff vom 6 November andtwortten. Es were meine undt nicht Ewere schuldt geweßen, wen mich Ewere relation nicht gefahlen hette; den sie war recht woll geschrieben. Wir hatten so schön wetter zu unßer reiß, daß sie gar nicht unahngenehm war. Ich haße daß reißen gar nicht, liebe Louisse! Bey dießem hoff schimelt man nicht, man reist immer von einem ort zum andern. Die blätter seindt wegen der große hitze, so den sommer geweßen, eher abgefallen, alß die ander jahre. Ma tante, die fraw churfürstin, [423] mag die gräffin zu Buckeburg sehr woll leyden. Aber sagt mir doch, ich bitt, waß ist geschehen, daß ma tante gesteht, daß sie gritlich ist? Daß kompt nicht vom temperement; fürcht also, es seye etwaß widerliches geschehen, oder ist es vielleicht auch, daß freüllen Pelnitz zu viel trawerige erinerungen thut. Daß würde betrübt undt nicht gridtlich machen. Die einbildung thut viel bey den kranckheitten; steckt sich freülen Pelnitz daß sterben im kopff, möchte sie woll drauff gehen. Amelisse hatt mir ihre reiße von Zel beschrieben. Ich weiß bey mir selber, wen man von natur ein wenig trucken zu sein gewont ist, kompt einem daß freündtlich sein ohne freündtschafft sawer ahn. Hiemitt ist Ewer schreiben vollig beantwortet; bleibt mir nur überig, zu sagen, daß ich Eüch, liebe Louisse, von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 18. November 1705 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 422–423
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0277.html
Änderungsstand:
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