Seitenbanner

Brief vom 21. Januar 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


290.


[437]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 21 Januari 1706.
Hertzliebe Louise, ich zweyffle, daß ich Eüch heütte eine exacte andtwort werde schreiben konnen; den ich habe heütte noch gar viel zu schreiben undt muß, ehe wir in die comedie gehen, gegen halb 8,[1] außer dießen brieff noch 5 andere fertig haben; muß mich also sehr eyllen. Ihr werdt zu viel zu thun haben, wen Ihr, liebe Louisse, allezeit vor meine brieffe dancken wolt; ich schreibe ja jetzt zu fleißig dazu; aber vor alles gutts, so Ihr mir wünscht, habe ich woll zu dancken. Man mag nur der Englander historien leßen, umb zu sehen, wie unbestandig sie sein. Wie ich den churprintz beschreiben höre, weiß ich nicht, ob assambléen undt bals I. L. gefahlen, seyder sie eine gemahlin haben. Ich glaube, sie hetten woll so gern, daß die gemahlin bey ihm zu hauß bliebe. Vor die schachteln vom nurnbergischen pflaster dancke ich Eüch sehr, liebe Louisse! 4 schachteln seindt genung vor mich. Ich habe es ahn mein fuß nicht wagen wollen; den wie er sehr geschwollen ist, fürchte ich, diß pflaster mögte zu sehr ziehen undt mir einen offenen fuß machen, welches mir nicht ahnstehet, ob man zwar sagt, daß es lang leben macht. Ey, pfui, liebe Louisse! Waß fasson macht Ihr doch undt complimenten, ein paquet in mein paquet gethan zu haben! Daß kan mich ja in gar nichts schaden. Ich kene zwar den cavalier nicht; aber wie alle teütschen reformirten undt Lutteraner alle sontag bey den envoyes von Denemarck in die predig gehen, also wirdt dießer auch woll hin; habe es also ahn monsieur Mayercroon geschickt, so es fleißig bestellen wirdt, wie ich ihn drumb gebetten habe. Es ist gemachlich, schranck zu haben; findt also, daß ma tante wohl gethan, Euch einen zu geben. Ich bin eben so verwundert, alß Ihr, liebe Louisse, daß der churfürst nichts anderst, den carnaval zu passiren, erdacht, alß die redoutte, so ihn doch selber trawerige erinderungen geben solte. Adieu, hertzliebe Louisse! In eyll kan ich nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch allezeit lieb behalte.
[438] P. S.
Ich habe vergeßen, zu sagen, daß ich Ewer paquet vom 5 erst vergangen montag entpfangen.
Impressum
Datenschutz
KontaktPost
Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 21. Januar 1706 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 437–438
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0290.html
Änderungsstand:
Tintenfass