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Brief vom 31. Januar 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


291.


[438]

A mad. Louisse, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 31 Januari 1706.
Hertzliebe Louisse, ich hatte schon willens, Eüch vergangenen donnerstag auff Eweren lieben brieff von 12 dießes monts zu andtwortten. Allein wie ich ungefehr erst ahn Amelisse geschriben hatte undt eben die feder wider nahme, ahn Eüch auch zu schreiben, ließ mich monsieur le Dauphin in die mussiq hollen, hatte also nicht mehr zeit, alß meine paquetten zu machen, habe es also biß heütte auffschieben müßen; werde also heütte auff zwey von Ewere lieben schreiben auff einmahl beantworten. Ich dancke Eüch vor die 4 letzte schachteln von Nurnberger pflaster. Ihr schreibt mir aber nicht, waß es kost. Ich laße es nicht vor mich kommen; den ich brauche selten pflaster, noch andere remedien; aber viel leütte haben mich drumb gebetten. Ahn meinen fuß habe ich es nicht wagen wollen, weillen es zicht, undt mich deücht, wen man so übermäßig fett ist, alß ich bin, solle man keine humoren auff die beine zigen, es mogte etwaß übels drauß werden. Mein fuß will noch nicht heyllen, ist noch alle abendt sehr geschwollen. Ich brauche daß italienisch wurmöhl, welches mir so woll ahn meinem verrenckten arm bekommen ist. Ich befinde mich auch sonsten nicht zum besten, habe einen abscheülichen husten mitt von Marly bracht, aber daß wirdt schon wider vergehen. Ich sage von hertzen amen auff den wunsch, so Ihr, liebe Louisse, thut, daß ma tante lange jahren in gesundtheit möge erhalten werden. Die masqueraden werde ich baldt müdt, wen nichts possirliches dabey ist. Es war ein bal en masque vergangenen freytag nach dem nachteßen zu Marly, aber ich sahe ihn nicht, ging hübsch nach bett. Von commedien halte ich mehr, war auch gestern hir in Rodogune undt le soldat habile, so sie zimblich woll spilten. Ma tante hatt geschriben, wie dem gutten baron in gartners kleydt gefrorn; dem wirdt auch woll der husten nicht gefehlt haben. So seindt die [439] plaisir ahngenehm, wen sie gantz ohne zwang sein. Le 13 habe ich vor dießem gespilt. Ich weiß nicht, wer der alte oberst Hamerstein ist. Ist es vielleicht der, den wir alß Fräntzgen hießen undt cammerjuncker bey meins brudern gemahlin geweßen? In meine sin ist eine kleine geselschafft, wo man frey mitt ist, ahngenehmer, alß ein großer schwarm, wobey man gezwungen sein muß. Le treise kene ich woll, habs vor dießem gespilt. Man kompt mir alleweill sagen, daß es 8 geschlagen. Ich muß ahn mein dochter schreiben undt noch 2 andere brieff nach Paris, kan also noch dießmahl meine intention nicht volführen, auff Ewere beyde brieff zu andtworten; werde den vom 19, so ich gestern entpfangen, biß auff donnerstag sparen; ambrassire Eüch von hertzen undt versichere Eüch, liebe Louisse, daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 31. Januar 1706 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 438–439
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0291.html
Änderungsstand:
Tintenfass