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Brief vom 11. Februar 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


294.


[441]

A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 11 Februari 1706.
Hertzliebe Louise, worumb dörfft Ihr mir nicht gleich andtwortten, wens ahn Amelise zu schreiben ist? Es kan ja gar nichts schaden, wen Ihr mir gleich beyde zugleich schreibt. Ich glaube, daß etliche adern ahn meinem fuß verrenckt sein oder gar gebrochen; den es thut mir noch wehe undt geschwilt alle abendt. Die gelenck seindt nicht auß einander; den wen daß were, könte ich nicht so fest auff den fuß tretten, alß ich thue. Waß mich ahm wehesten thut, ist wie ein circle just umb den fuß herumb hinter den hacken undt oben, wo man den schue zumacht, so gantz rings herumb. Es thut mir nicht weher im gehen, alß wan ich nicht gehe. Morgendts, wen ich auffstehe, ist mein fuß undt bein schir wie daß ander, aber alle abendt geschwildt es sehr; je mehr ich gehe, je ärger es wirdt; es ist wunderlich. Ma tante, die fraw churfürstin, hatt mir dißmahl gar exact ihren zustandt bericht undt wie sie übel über taffel worden sein. Ihr thut mir aber doch, liebe [442] Louisse, einen rechten gefahlen, mirs auch zu schreiben; damitt sehe ich doch, daß es nicht schlimmer ist, alß I. L. mirs sagen. Ich hoffe, daß, weillen ma tante so braff außgespeihet, daß dießer husten undt schnupen zu dero gesundtheit dinnen wirdt. Gott gebe es! Sr Ortance bitte ich, liebe Louisse, sehr zu dancken, daß er noch ahn mir denckt. Fragt ihm von meinetwegen, ob er seine Lissette jetzt so lieb hatt, alß er zu meiner zeit Felitz gehabt hatt, umb welcher willen er mir zu Hannover offt vissitten geben hatt! Leütte, so so viel verstandt haben, alß er, können alles woll threhen. Wen ich ihn sehen solt, würden wir offt von unßern hündtger sprechen; den ich liebe sie so sehr alß er; einer von ihnen, so Titti heist, ligt immer auff meiner taffel, wen ich schreibe. In ein par stunden werden wir nach Marly, werde derowegen schließen; den ehe ich weg fahre, muß ich noch 6 brieff schreiben. Adieu den, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit lieb behalte!
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 11. Februar 1706 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 441–442
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0294.html
Änderungsstand:
Tintenfass