[459]
A mad. Louise, raugrafin zu Pfaltz, a Hannover.
Meudon den 6 May 1706.
Hertzliebe Louisse, von meinem husten ist nichts mehr zu
sagen. Die temperamenten seindt unter den menschen so
unterschiedtlich, wie die gesichter. Daß wetter ist seyder ein par tagen sehr
unbeständig, baldt regnets, baldt ist es schön. Warm werden im
spatziren geschicht mir gar leicht. Ich erinere mich noch perfect,
wie schönne frühling wir zu Manheim undt zu Schwetzingen gehabt
haben. Ihr werdt mir einen großen gefallen thun, mir eygendtlich
zu berichten, waß alß zu Braunsweig vorgangen undt wie man
unßere liebe churfür{s}tin dort divertirt hatt. Ich habe noch eine bitt
ahn Eüch. Ich erinere mich, daß man zu Bacherach tabletten von
schifferstein mach, so gar gemachlich sein; man sagt, man verkaufft
auch derselben zu Franckfort. Also bitt ich Eüch, liebe Louisse,
last mir doch ein par kleine dablettger kauffen undt schickt mirs
durch die post undt den zettel dabey, waß es kost! will es mitt
danck bezahlen. Bitte, fest zu glauben, daß ich Eüch allezeit von
hertzen lieb behalte.