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A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 13 May 1706.
Hertzliebe Amelisse, Louisse hatt mir geschrieben gehabt, daß
Ihr mitt von der braunsweigische reiß geweßen seydt; drumb hatt
es mich nicht frembt genohmen, kein schreiben letzte post von
Eüch zu bekommen. In engen kutschen ist nichts ungemächlicher,
alß ein estrapontin. Ich sehe, daß Ihrs in reißen macht wie ich,
nehmblich braff in der kutsch zu schlaffen; daß kan ich unmöglich
laßen; ma tante schläfft selten in kutsch. Wer saß den gegenüber ma
tante, daß Ihr auff dem estrapontin wahret? Hertzen
[1] Anthon Ulrich
ist der beste herr von der welt undt hatt ma tante, die fraw
churfürstin, allezeit hertzlich lieb gehabt; wundert mich alßo nicht, daß
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I. L. fro geweßen, ma tante nach 15 jahren wider zu sehen.
Drumb habe ich den gutten hertzog lieb, weillen er so viel affection
vor ma tante hatt. Es kan leicht sein, daß dießer hertzog viel
frantzöß silbergeschir hatt; den er ist lang gutt frantzösch geweßen,
da mag er woll viel pressenten bekommen haben. Ma tante ist
auch sehr content von alles, waß sie im Salsthal
[2] gesehen. Unßers
königs contrefait, wo es gleicht, werdet Ihr gutte minen gesehen
haben, welches unßer könig noch über alle menschen hatt. Der
ertzhertzog muß erst auß Barcelonne sein, ehe I. L. die schonne
princes bekommen. Vor jenner weldt, wer woll lebt, hatt hoffnung,
seelig zu sterben; aber in dießer weldt, wer nichts hatt, muß
hungers sterben, undt daß ist keine gutte sach. Ich habe allezeit
gehört, daß man gar höfflich ahm wolffenbüttelischen hoff ist. Zu
oncle s. zeitten war man es auch zu Hannover undt dadurch haben
sich die herrn bey gantzer weldt beliebt gemacht. Ich höre aber
nicht, daß der itzige churfürst noch hertzog Ernst August in dieß
fustapffen tretten; es wirdt ihnen mitt der zeit gerewen. Ihr habt
gar woll gethan, dem adel nicht zu cediren. Der churfürst thut
sich selber tord, wen er Eüch den adel vorzicht; den wie er es
auch macht, so kan er doch nicht hindern, daß Ihr nicht
geschwisterkindt mitt ihm seydt; also beschimpfft er sich selber, wen er
Eüch beschimpfft, undt man wirdt sehen, daß er sich von adlichen
personnen gouverniren lest, wen er den reichsgraffen ihr recht
nicht gibt. Es ist leyder nur alzu war, daß meines brudern s.
gemahlin gestorben. Ich habe I. L. woll von hertzen beweindt. So
lang ich in Franckreich, haben wir einander allezeit geschrieben,
aber mitt dem churfürsten von Braunsweig habe ich kein
commerse. Aber der churfürst wirdt woll schon sehen, waß ich Eüch
schreibe undt Ihr mir; den ich bin persuadirt, daß man unßere
brieffe zu Hannover lest wie hir. Ich glaube, ich werde mein
leben nicht auß trawer kommen; den da bin ich ja nun wider vor 6
mont in trawer. So baldt es apropo kan kommen, werde ich woll
ahn ma tante waß von Ewern rang melden; aber wie schon gesagt,
so wirdts der churfürst schon in dießem brieff gesehen haben. Wie
kan eine Pfältzerin so frech sein undt begehren, vor Eüch undt
Louisse zu gehen? Daß nimbt mich frembt. Haben sie den
vergeßen, wer Ihr seydt undt wer I. G. unßer herr vatter geweßen?
Haben sie den schon den respect vergeßen, so sie ihrem
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landtsherren schuldig sein? Daß seindt keine albertetten, sondern
raisonable sachen. Adieu, hertzliebe Amelise! Seydt versichert, daß
ich Eüch von hertzen lieb [behalte]!