[468]
A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.
Versaille den 15 Julli 1706.
Hertzliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff
[469]
vom 6 dießes monts zu recht entpfangen. Mein sohn ist nun bey
seiner armée, also fangen meine sorgen ahn. Meinem sohn ist es
recht leydt geweßen, alß er vernohmen, daß unßer vetter, der
erbprintz, auch in Ittallien geht. Mein sohn, wie alle menschen,
estimirt I. L. recht. Die fraw landtgraffin hatt schon so viel unglück
ahn ihre printzen erlebt, daß sie recht zu beklagen sein, dießen
wackern herrn auch wider weg zu ziehen sehen. Gott verleye
baldt frieden! Es ist zeit. Es wer mir leydt, wen die zeittung von
könig in Poln wahr sein solte. Es ist eine große charitet von ma
tante, die hertzogin von Zelle zu besuchen, undt ein rechte
generositet; den sie hatt es nicht ahn ma tante verdint. In kutschen
starck fahren undt die frische lufft nehmen ist ma tante gesundt;
daß wirdt I. L. mehr starcke geben, alß benehmen. Frantzösche
weiber seindt nie so kräncklich, alß sie sich ahnstellen. Daß dint
zur conversation, sich zu klagen; ich sehe es taglich hir. Adieu,
liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch
lieb.