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Brief vom 15. Juli 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


320.


[468]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hanover.

Versaille den 15 Julli 1706.
Hertzliebe Louisse, heütte morgen habe ich Ewern lieben brieff [469] vom 6 dießes monts zu recht entpfangen. Mein sohn ist nun bey seiner armée, also fangen meine sorgen ahn. Meinem sohn ist es recht leydt geweßen, alß er vernohmen, daß unßer vetter, der erbprintz, auch in Ittallien geht. Mein sohn, wie alle menschen, estimirt I. L. recht. Die fraw landtgraffin hatt schon so viel unglück ahn ihre printzen erlebt, daß sie recht zu beklagen sein, dießen wackern herrn auch wider weg zu ziehen sehen. Gott verleye baldt frieden! Es ist zeit. Es wer mir leydt, wen die zeittung von könig in Poln wahr sein solte. Es ist eine große charitet von ma tante, die hertzogin von Zelle zu besuchen, undt ein rechte generositet; den sie hatt es nicht ahn ma tante verdint. In kutschen starck fahren undt die frische lufft nehmen ist ma tante gesundt; daß wirdt I. L. mehr starcke geben, alß benehmen. Frantzösche weiber seindt nie so kräncklich, alß sie sich ahnstellen. Daß dint zur conversation, sich zu klagen; ich sehe es taglich hir. Adieu, liebe Louisse! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 15. Juli 1706 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 468–469
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0320.html
Änderungsstand:
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