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Brief vom 9. Dezember 1706

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


341.


[490]

A mad. Amelie Elisabeth, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 9 Decembris 1706.
Hertzliebe Amelise, ich bitte Eüch, nembt nicht mehr so gar weiße dinten! den nun ich alt geworden, habe ich mühe, so weiße tinten zu leßen. Ihr halt Ewere ordenung gar richtig, jedoch so habe ich heütte nichts von Louisse entpfangen. Weinberg wirdt nun woll wider bey Eüch sein. Ihr könt woll gedencken, liebe Amelise, daß ich allezeit mein bestes vor die thun werde, so Ihr mir recommandirt. Ich dancke vor die gedruckte zeittung; dadurch sehe ich, wie es in Teütschlandt zugeht, ob es zwar nichts neües mehr ist; es ist noch beßer, waß altes zu wißen, alß gar nichts. Ich habe auch schon dran gedacht, daß der könig [in] Schweden viel von meinem armen bruder s. hatt. Seyder könig Augustes so einen liederlichen undt leichtfertigen frieden gemacht, kan ich ihn nicht mehr leyden. Daß ist woll ein großer irtum, wen man [491] meindt, die gantze weldt zu corigiren; man hatt ja mühe, sich selber zu corigiren undt zu beßern, will geschweygen andere, undt wie Ihr gar woll sagt, daß kompt gott allein zu. Ewere tinten ist so weiß, daß man daß gekletter nicht sehen kan, undt meritirte nicht, wider abgeschrieben zu werden. Nun Louise sicht, wie lustig die cronprintzes ist, solte sie sich ihrer abweßenheit trösten. Adieu, liebe Amelise! Ich habe schon 22 bogen ahn ma tante geschrieben, muß noch ahn die von Maubuison schreiben undt 2 brieff nach Paris; kan derowegen nichts mehr sagen, alß wie daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 9. Dezember 1706 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 1 (1867), S. 490–491
Onlinetext URL: http://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d01b0341.html
Änderungsstand:
Tintenfass