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Brief vom 3. Februar 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


346.


[006]

A mad. Amelie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 3 Februari 1707.
Hertzliebe Amelisse, ich bin recht fro, daß Eüch daß silberne schächtelgen gefrewet hatt; aber es meritirt woll nicht, alß ein raritet verwahrt zu werden, den es ist keines nicht. Louise undt Ihr gebt einander den kein neü jahr, wie ich sehe, weillen diß daß erste pressent ist, so Ihr von dießem jahr entpfangen habt. Tragt Ihr taback im sack? daß hette ich nicht gemeint, ist eine heßliche mode. Ich dachte nicht, daß Ihr so a la mode wehret. Ich gonne Eüchs von hertzen, Eüch braff lustig gemacht zu haben; daß könt ich mich nie berühmen. Ich eße das gantze jahr durch zu mittag mutters allein, eylle mich, so viel möglich; den es ist verdrießlich, allein zu eßen undt 20 kerls umb sich haben, so einem ins maul sehen undt alle bißen zehlen; eße derohalben in weniger zeit, alß eine halbe stundt. Nachts eße ich mitt dem könig; da sindt wir 5 oder secks ahn taffel, jedes ist vor sich weg wie in einem closter, ohne ein wordt zu sagen, alß ein par wordt heimblich ahn seinem nachbar. Es wundert mich nicht, daß mad. Haw Eüch woll zu eßen geben. Ich finde, daß die Engelländer beßer zurichten, alß die Frantzoßen. Ich wolte gern lenger plaudern, aber heütte kans nicht geschehen, habe zu viel zu schreiben, nur noch sagen, daß ich Eüch von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. Februar 1707 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 6
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0346.html
Änderungsstand:
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