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Brief vom 3. März 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


348.


[007]

A mad. Amalie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.

Marly den 3 Mertz 1707.
Hertzliebe Amilisse, vergangenen montag habe ich Ewern lieben [008] brieff vom 18 Februar zu recht entpfangen. Ihr habt recht, waß unß alle hir serieux macht, seindt hundert intriguen; den man kan nicht reden, ohne daß einem affaire drüber kommen. Alß zum exempel ein nar zu Paris bildt sich ein, er könne engel in eine cammer kommen machen; mein sohn hatt sich mitt dem narren divertiren wollen; da hatt man ihm zu Paris auffgebracht, er suche wahrsager, so ihm sagen solten, wie lang der könig leben würde, undt hundert dergleichen impertinentzen.[1] Auß dießem exempel secht Ihr, wie es hir ist; daß gleicht gar nicht ahn die lust von der braunsweigischen meß. Ma tante hatt mir die operaen nicht geschickt. Ihr sagt woll, daß man alle tag waß neües gesehen, aber nicht, waß man gesehen. Waß die redoutte ahngeht, gestehe ich woll, daß sie eyttel ist; aber waß ist nicht eyttel in der weldt? Salomon hatt lengst gesagt, daß alles eyttel ist. Alles, waß Ihr mir von Braunsweig verzehlt, finde ich artig undt ahngenehm. Ich bin auch fro, daß man Eüch zu Wolffenbuttel distingirt hatt. Die Kilmanseck muß reviren, wen sie Eüch gleich will sein, es seye dan, daß sie proben gibt, daß sie deß verstorbenen churfürsten dochter ist,[2] welches sie nicht thun kan, weillen ihre mutter einen man hatte. Der churfürst von Braunsweig vergist, daß Ihr geschwisterkindt mit ihm seydt, also deßhalben solte er Eüch souteniren; die [009] metres muß es anderst haben wollen, so geht [es] bey höffen her. Aber ich muß wider meinen willen enden, den es ist schon halb 7. Ich habe noch 5 brieff zu schreiben undt umb 3/4 auff 9 muß ich in die mußiq, also nur noch in eyll sagen, daß, wen ein fürst Eüch erhalten könte, thet Ihr nicht übel, ihn zu nehmen. Adieu! Ich ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit recht lieb.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. März 1707 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 7–9
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0348.html
Änderungsstand:
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