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A mad. Amalie Elisabeth, raugraffin zu Pfaltz, a Hanover.
Marly den 3 Mertz 1707.
Hertzliebe Amilisse, vergangenen montag habe ich Ewern lieben
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brieff vom 18 Februar zu recht entpfangen. Ihr habt recht, waß
unß alle hir serieux macht, seindt hundert intriguen; den man kan
nicht reden, ohne daß einem affaire drüber kommen. Alß zum
exempel ein nar zu Paris bildt sich ein, er könne engel in eine
cammer kommen machen; mein sohn hatt sich mitt dem narren
divertiren wollen; da hatt man ihm zu Paris auffgebracht, er suche
wahrsager, so ihm sagen solten, wie lang der könig leben würde,
undt hundert dergleichen impertinentzen.
[1] Auß dießem exempel
secht Ihr, wie es hir ist; daß gleicht gar nicht ahn die lust von
der braunsweigischen meß. Ma tante hatt mir die operaen nicht
geschickt. Ihr sagt woll, daß man alle tag waß neües gesehen, aber
nicht, waß man gesehen. Waß die redoutte ahngeht, gestehe ich
woll, daß sie eyttel ist; aber waß ist nicht eyttel in der weldt?
Salomon hatt lengst gesagt, daß alles eyttel ist. Alles, waß Ihr
mir von Braunsweig verzehlt, finde ich artig undt ahngenehm. Ich
bin auch fro, daß man Eüch zu Wolffenbuttel distingirt hatt. Die
Kilmanseck muß reviren, wen sie Eüch gleich will sein, es seye dan,
daß sie proben gibt, daß sie deß verstorbenen churfürsten dochter
ist,
[2] welches sie nicht thun kan, weillen ihre mutter einen man
hatte. Der churfürst von Braunsweig vergist, daß Ihr
geschwisterkindt mit ihm seydt, also deßhalben solte er Eüch souteniren; die
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metres muß es anderst haben wollen, so geht [es] bey höffen her. Aber
ich muß wider meinen willen enden, den es ist schon halb 7. Ich
habe noch 5 brieff zu schreiben undt umb
3/
4 auff 9 muß ich in die
mußiq, also nur noch in eyll sagen, daß, wen ein fürst Eüch
erhalten könte, thet Ihr nicht übel, ihn zu nehmen. Adieu! Ich
ambrassire Eüch von hertzen undt behalte Eüch allezeit recht lieb.