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Brief vom 3. März 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


349.


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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.

Marly den 3 Mertz 1707.
Hertzliebe Louisse, ich bin recht fro, daß ma tante sich so lustig zu Braunsweig gemacht hatt; daß ist gutt vor die gesundtheit undt hoffe, daß es I. L. daß leben verlängern wirdt. Sie haben woll gethan die beyden heüßer, sich wider zu vereinigen. Es ist kein wunder, daß man die freüde nicht zu Hannover jetzt sicht wie vor dießem; der churfürst ist so froid, daß er alles in eyß verwandelt; daß wahren sein herr vatter undt oncle nicht. Es wirdt noch mitt der zeit ärger werden, wen der churprintz waß zu sagen wirdt haben; der weiß gar nicht, waß fürstlich ist, wie ich auß allem seinem thun verspüre. Ich bitte Eüch, liebe Louisse, macht mein compliment ahm gutten margraffen von Ahnspach! Es ist ein gutt kindt. Ich glaube, daß es der churprintzes genung gerewet, geheüraht zu sein. Ma tante hatt, wie mich deücht, die churprintzes lieber, alß ihr eygen enckel, den churprintzen, undt hatt auch recht hirin; den er lebt nicht, alß wen er die ehre hette, ma tante enckel zu sein. Ich mögte dießem churprintzen einmahl recht die meinung sagen undt ihm recht sagen, wer er ist undt wie seine gröste ehre ist, ma tante enckel zu sein. Alles, waß dießer herr thut, klapt übel. Es ist eine bloße einbildung, liebe Louisse, daß Ihr meindt, übel geschrieben zu haben. Ich meinte, daß, wen ich so schreiben konte, daß es gar schön were. Adieu! Ich muß noch auffs wenigst 4 brieff heütte schreiben, kan also nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte. Ich habe mich so geeylt, wie ich ahn Amelise geschrieben, daß sie glauben wirdt, ich hette daß hitzige fieber undt fable; so doll habe ich durch einander geschrieben. Aber Ihr seydt beyde ahn [010] mein doll schreiben gewont, werdt es also woll rahten können; ist doch gutt gemeint.
P. S.
Ich hette schir vergeßen, zu sagen, daß Ihr mir gefahlen thun werdet, zu schicken,[1] waß vor eine medaille es sein mag, so der könig in Schweden pregen lest, undt den preiß dabey, damitt ichs Eüch mitt danck zahlen kan.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 3. März 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 9–10
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0349.html
Änderungsstand:
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