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A mad. la marquise Daluye a Paris.[1]
Marly den 10 Mertz 1707, halb 8 abendts.
Hertzliebe Amelise, heütte muß ich in gar großer eyll auff
Ewern lieben brieff vom ersten andtwortten; den wir haben den
gantzen morgen den hirsch gejagt undt in einer stundt muß ich
geantwort haben, meine brieffe weg schicken undt noch einen
schreiben undt in die musiq gehen. Ich vernehme alß recht gern, daß
man sich zu Hannover lustig macht undt viel leütte dort sein; den
daß ist ma tante, unßerer lieben churfürstin, gesundt. Es ist ein
recht wetter zum husten undt schnupen; den baldt ist es so warm,
daß man schwitzen mögte, baldt geht ein kalter windt, frirt wider,
daß einer zittert. Nichts ist verdrießlicher, alß untrewe bedinten.
Ich habe so einen cammerdinner gehabt, der hatt mich braff
bestollen undt will nichts gestehen, ob ichs zwar sicher bin. Ich geb
ihm pension alß einem alten bedinten, laß ihn aber nicht mehr
dinnen, beklage Eüch also desto mehr. Ich mögte gern die lust
zu Hannover sehen, aber so glücklich werde ich woll mein leben
nicht werden. Hir hatt man viel divertissementen, aber wenig lust.
Ich muß wider meinen willen enden. Dancke vor die postzeittung
undt behalte Eüch allezeit von hertzen lieb.
Ich habe ein brieff vor den andern genohmen; drumb mach ich
den Ewern wider auff, kan ihn nicht abschreiben.