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Brief vom 17. März 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Louise zu Pfalz


351.


[011]

A mad. Louise, raugräffin zu Pfaltz, a Hannover.

Versaille den 17 Mertz 1707.
Hertzliebe Louise, vor einer stundt habe ich Ewrn lieben brieff vom 8 dießes monts zu recht entpfangen. Bin Eüch sehr verobligirt, so viel mühe vor die medaille zu nehmen, so ich gern hette. Ich kan mir leicht einbilden, waß vor ein gethun es sein muß, wo so viel fürstliche personnen sein. Ich höre alß, daß man auff die redoutte kompt. Fährt man den den frembten fürsten nicht mehr entgegen, wie zu meiner zeit geschahe? So ein gethuns ist gutt vor ma tante, unßere liebe fraw churfürstin; daß verhindert I. L., ahn die verlust dero lieben kinder s. zu gedencken, undt erhelt I. L. bey guttem humor. Ich admirire den hertzog von Wolffenbüttel, allezeit waß neües undt artiges zu inventiren können, sich selbst undt andere zu erfrewen. Ma tante hatt mir dieß alles beschrieben, finde es recht artig. Wie weit bin [ich] hir davon, etwaß lustiges zu hören oder zu sehen! Alle divertissementen hir gehen mitt einem solchen trawerigen weßen ab, daß man eher meinen solte, man ging zur begräbnuß, alß zum bal. Gott gebe, daß ma tante husten undt schnupen nicht lang dawern mag! wens nicht zu lang wehrt, ist es gesundt. Man solte den docht von die waxslichter, so man in der redoutten brendt, in brandewein beützen, so wirdt daß waxlicht, so man hernach macht, lichter brenen undt keinen dampf geben. Der staub were auch woll mitt waßer zu wehren. Wen man nur bey dem husten undt schnupen in acht nimbt, nicht in den kalten windt zu gehen, kan daß außgehen nicht schaden. Es wirdt greülich still zu Hannover scheinen, wen alle frembden weg sein werden. Ich wolte, daß die gräffin von Sintzendorf bey ihrer baß, der fürstin von Zollern, bleiben könte; den mich deücht, sie divertirt unßere liebe churfürstin recht. Ich glaube, daß die churprintzes froh ist, deß tages licht einmahl wider zu sehen. Es ist recht loblich ahn die cronprintzes von Preüssen, ihre freüllen so woll verheüraht zu haben. Bey unß heist die charge, so der Campen hatt, stäbler; der Bettendorf war es ahn unßerm hoff allezeit zu meiner zeit. Hirmitt ist Ewer lieber brieff durchauß beantwortet, bleibt mir nichts mehr überig, alß Eüch zu versichern, liebe Louisse, [012] daß ich Eüch allezeit von hertzen lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 17. März 1707 von Elisabeth Charlotte an Louise zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 11–12
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0351.html
Änderungsstand:
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