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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 30 Mertz 1707.
Hertzliebe Louisse, ob ich zwar heütte kranck undt recht
melancolisch bin, so will ich doch auff Ewern lieben brieff vom 17
andtwortten, so ich vergangen montag entpfangen. Meine
kranckheit ist ein abscheülicher husten undt schnupen, so mir weder nacht
noch tag ruhe gibt; hatte dabey ein starck seyttenstechen, daß ist
mir aber vergangen; habe doch nicht nach Marly gewolt, den ich
habe gefürcht, daß in den cammern, so feücht undt kalt sein, weillen
man lang kein fewer drin gemacht, mir den fluß auff die brust
ziehen mögte. Waß mich trawerig macht, ist, daß mein armer sohn
mir morgen adieu wirdt sagen undt übermorgen nach Spanien
verreyßen. Vor daß endt von dießem jahr werde ich ihn nicht wider
sehen undt noch dazu ist es gar nicht sicher, daß er mitt dem leben
davon kompt; den vorm jahr were es bey einem haar geschehen
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gewest; es graust mir noch, wen ich dran gedencke. Aber ich will
Eüch auch nicht mehr mitt meinen sorgen plagen, komme auff Ewer
schreiben. Gott seye danck, daß ma tante wider woll ist! Ich
fange seyder gestern ahn, gar heßlich zu speyen. Ma tante hatte
mir selber geschrieben, daß sie husten undt schnupen hatt. Ich
fürchte, daß I. L. die zeit in der itzigen einsambkeit waß lang
fallen wirdt; doch hoffe ich, daß es nicht lang wehren wirdt. Ma
tante sagt, daß die gräffin von Sintzendorf schönne historien von
gespenster weiß; die höre ich recht gern. Dieße gräffin von
Sintzendorf ist vielleicht von denen, so mitt einem schuß verstandt haben.
Wie ich den churprintz beschreiben höre, muß er voller fantesien
sein. Ein gelehrter verstandt ist nicht allezeit ein ahngenehmer
verstandt. Er hatt groß recht, wen ihn gereüet, seine schuldigkeit
nicht bey ma tante zu thun; den wen er es nicht thut, wirdt ihn
jederman vor impertinent halten, er mag churprintz sein, wie er
wolle. Die churprintzes hatt mehr fürstlich bludt in ihren adern,
alß der churprintz, also mehr inclination vor waß waß rechts ist, alß
er. Gott gebe, daß auß dem printzgen waß beßers, alß sein herr
vatter, werden mag! Es wirdt woll daß letzte mahl nicht sein, daß
der margraff von Anspach nach Hanover kompt. Ein ander mahl
werdt Ihr ihm mein compliment machen. Der margraff ist ein gutt
kindt, er thut aber nichts, alß waß ihm sein hoffmeister heist. Die
cavalier können nie zu hofflich gegen die damen sein. Mich deücht,
es ist zu viel, daß sich die zwey regirende herrn auff Schwedisch
gekleydt, selbigen könig zu sehen. Es ist mir leydt, liebe Louise,
daß ich Eüch so viel mühe mitt der medaille gebe. Es hatt kein
eyll, wen ichs nur mitt der zeit bekomme. Hirmitt ist Ewer lieber
brieff vollig beantwortet, kan Eüch weitter nichts auß dießer meiner
einsambkeit hir sagen, alß daß ich Eüch von hertzen lieb behalte,
liebe Louisse!