[014]
A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 6 April 1707.
Hertzliebe Louisse, wie ich eben von der promenade kommen,
[015]
habe ich ma tante paquet undt Ewern lieben brieff vom 29 Mertz
zu recht erhalten. Nun ich weiß, daß es, umb ceremonien zu
verhütten, geschehen, daß man so gantz masquirt zu Hannover
ahnkommen, finde ich die invention artig. Mich deücht, wen die
operaen neü sein, divertiren sie. Ich bin woll Ewerer meinung, daß
eine kleine compagnie, so einem gefelt, ahngenehmer ist, alß ein
großer schwarm; aber umb es ahngenehmer zu finden, muß man
etlich mahl im schwarm sein. Generahl Schullenberg
[1][2] erinere ich
mich gar woll. Ehe er nach Turin ging, war er etlich zeit hir;
halte ihn vor einen gutten ehrlichen man. Es mag woll sein, daß
ich ihm geschrieben habe, ich erinere es mich aber nicht mehr.
Er hatt aber offt genung von meiner schriefft bey der hertzogin von
Savoyen gesehen, umb meine handt woll zu kenen. Der junge herr
von Degenfelt, [von dem] Ihr sprecht, ist er herr Max oder herr
Christoffs sohn? Die fraw von Degenfelt, wie Ihr es sagt, liebe
Louisse, ist ja verschwägert, weillen ihr bruder deß Schullenburgs
schwester geheüraht. Ich glaube, er were woll zufrieden, nur diße
schwägerschafft zu haben. Man [hat] mühe diß jahr, deß hüsten
quit zu [werden]; ich huste auch noch. Daß geraß ist ma tante
nicht ungesundt; sie seindts gewohnt undt daß hindert, ahn trawerige
sachen zu gedencken, wo freüllen Pelnitz nur zu viel ahn erinert.
Wen Ihr daß contrefait, so ma tante Eüch geben, durch eine loupe
oder brenglaß besecht, so werdet Ihr finden, daß es eben ist alß
wie ma tante contrefait. Ich habe es auch gegen dem mahler
bestritten; allein er sagt, daß, wen der mundt mehr marquirt were,
würde es zu starck sein; in der that, durch ein glaß kompt es
recht. Adieu, hertzliebe Louisse! Ewer brieff ist durchauß
beantwortet undt ich weiß nichts neües. Mein armer sohn ist
vergangen sambstag nach Spanien.. Den werde ich aufs allerbaldtste
erst zu endt diß jahrs wider sehen. Daß ligt mir ein wenig schwer
auffm hertzen, kan also nichts mehr sagen, hertzliebe Louise, alß
daß ich Eüch allezeit lieb behalte.