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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Versaille den 28 April 1707.
Hertzliebe Louise, ich habe recht mitt freüden auß ma tante
gnädigs schreiben vom 19 dießes monts, so ich heütte entpfangen,
ersehen, daß Ihr außer gefahr seydt; den ich war recht von hertzen
in sorgen vor Eüch, habt mich ein par nacht ahm schlaff verhindert.
Gott sey danck, daß es woll abgeloffen! Ich kene dieß verfluchte
kranckheit woll, habe sie zwey mahl gehabt; daß letzte mahl hatte
ich ein fleckfieber dabey undt hatte über den gantzen leib, auch ihm
gesicht, alß wen man mir halbe pflaumen auffgesetzt hette, von der
selber. Man heist es auff Frantzösch le pourpre. Ich dachte auch,
zu sterben. Daß meledie-Kendt-pulver hatt mich erett undt alles
vom hertzen getrieben. Alle meine hautt von kopff zu füßen schollte
[1]
mitt ein solches jucken, daß ich weder nacht noch tag ruhe hatt;
es wehrte nur 2 mahl 24 stundt. Wünsche von hertzen, daß alles
übel möge außgeschlagen sein undt Ihr hinfüro lange jahre mitt
gesundtheit undt vergnügen erleben möget. Chasteauneuff
[2] hatt
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mir vergangen die operaen undt medaillen bracht, wofor ich Eüch
sehr dancke. Aber Ihr hettet mir durch dieße gutte gelegenheit
auch alle die schicken sollen, so gegen Franckreich gemacht; den
daß folgt die historie undt ich habe schir alle die schlimbsten schon,
so zu könig Wilhelm von Englandt zeitten gemacht worden
[3]; daß
nimbt man hir nicht übel, der könig undt seine minister haben sie
selber; also hettet Ihr kein façon davon machen sollen. Könt Ihr
wider bekommen, so schickt mir sie durch die erste gelegenheit!
Chasteauneuff spricht woll, habe ihn aber nicht lang entreteniren
können; den er war bey meinem ahnziehen undt toillette, wo alß
viel leütte kommen. Chasteauneuff wirdt Eüch die bezahlung bringen.
Adieu, liebe Louisse! Seydt versichert, daß ich Eüch allezeit von
hertzen lieb behalte! undt muß noch einmahl sagen, daß ich von
hertzen fro bin, daß Ihr außer gefahr seydt. Gott behütte Eüch
ferner!