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A mad. Louise, raugraffin zu Pfaltz, a Hannover.
Marly den 26 May 1707.
Hertzallerliebe Louise, ich werde heütte auff zwey Ewer lieben
schreiben zugleich andtwortten; den vergangen sontag war es mir
ohnmöglich, den alle sontag muß ich ahn die königin in Spanien,
die regirende, ahn mein sohn, mein dochter, ma tante schreiben
undt noch nohtwendig 4 oder 5 brieff nach Paris, also ohnmöglich,
daß ich mehr schreiben kan, insonderheit wen wir mussiq haben,
wie damahls geschehen. Bin recht fro, daß meine vorsorg Eüch so
ahngenehm geweßen. Daß solte Eüch aber nichts neües sein; den
Ihr wist woll, liebe Louisse, daß ich Eüch kinder allezeit lieb gehabt
habe undt noch habe. Derowegen erfrewet mich allezeit Ewer
wollstandt, bin aber in sorgen, wen Ihr kranck seydt, undt ob ich zwar
alle hoffnung verlohren, Eüch in dießem leben wider zu sehen undt
zu ambrassiren, so interessire ich mich doch in alles, waß Eüch
betreffen kan. Ich kan nicht begreiffen, liebe Louisse, warumb Ihr so
langsam wider zu kräfften kompt. Were es im winter, nehme es
mich nicht wunder, aber im frühling, undt Ihr seydt noch jung.
Daß kan ich nicht errahten, wie daß kommen muß; jedoch weill
der apetit sich wider einstelt, hoffe ich, daß alles wider zu recht
kommen wirdt, undt wünsche es von hertzen. Bouillons seindt dem
magen nicht so gesundt, alß man woll meindt; sie überschwengen
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den magen offt. Amelisse hatt vielleicht mehr geßen, alß Ihr, undt
ist derowegen eher zu kräfften können.
[2] Ein wenig vin dalicant
[3]
ist gutt, daß starckt den magen undt nehret; in den kinderblattern
hatt dießer wein mir daß leben erhalten. Die medaillen seindt
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artig, nehme sie mitt danck ahn. Eine hatte ich, aber die andere
nicht, dancke recht davor. Ich forchte, die arme Pfaltz wirdt wider
greülich leyden; den Villars hatt die linien bey Stolhoffen
[4] forcirt undt
ist nun zu Rasstatt. Man hatt eben kein groß unrecht, die rottlen
zu scheüen; den von den rottlen bekompt man offt die blattern;
aber wen 40 tag herumb sein, ist keine gefahr mehr. Ma tante
steht nicht so groß gefahr auß; den die kranckheytten stecken eher
die ahn, so junger, alß alter, sein. Ich erfrewe mich mitt Eüch, daß
Ihr so ein schön contrefait bekommen von der cronprintzes. Daß
ist alles, waß ich Eüch auff Ewerm lieben briff vom 10 sagen kan.
Ich komme jetz auff den vom 13, dancke nochmahlen gar sehr vor
die 2 letzte medaillen, wie auch, daß Ihr Eüch über meiner dochter
glückliche niederkunfft erfrewet. Ich glaube, sie wirdt so viel
kinder bekommen, alß tag im jahr sein. Ein gar hohes alter
ambitionire ich nicht, nur daß ich gesundt möge bleiben, so lang ich
zu leben habe. Adieu, liebe Louise! es ist spat. Ich habe heütte
den hirsch gejagt, daß hatt mir eine stundt 3 im schreiben
benohmen, welches mir jetzt leydt ist. Ich habe noch 5 brieff vor dem
nachteßen zu schreiben, kan derowegen vor dießmahl nicht so lang
blauttern, alß ich gerne wolte. Adieu, liebe Louisse! Seydt
versichert, daß ich Eüch recht lieb behalte!