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Brief vom 26. Mai 1707

von Herzogin Elisabeth Charlotte von Orléans
an Raugräfin Amalie Elisabeth zu Pfalz


363.


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Marly den 26 May 1707.
Hertzliebe Amelise, vergangen sambstag habe ich Ewern lieben brieff vom 13 dießes monts zwar zu recht entpfangen; weillen wir aber selben tag auff die hirschjagt gingen, welche biß umb 7 abendts wehrte, konte ich ohnmöglich andtworten, undt sontags kan ich noch weniger; den selben tag habe ich gar zu viel zu schreiben. Heütte habe ich noch eines von Eüch, liebe Amelise, vom 16 entpfangen, will bey dießem frischten ahnfangen. Ihr kont mir nichts ahngenehmers berichten, alß ma tante gutte gesundtheit. Gott erhalte sie lange jahren dabey! Zu allen gutten wenschen sage ich von hertzen amen. Man macht sich offt lustiger, wen man [026] nur zwey oder 3 beysamen ist, alß wen große assambléen sein. Ich komme jetzt auff Ewer erstes schreiben. Ihr habt gar woll gethan, Eüch geschwindt von der heßlichen kranckheit loß zu machen. Ich wolte, daß ich mitt Eüch beyde hette eßen können; hette mir beßer geschmeckt, alß die groste festin hir. Es geht jetzt anderst zu Hannover zu, alß zu meiner zeit; da aßen die freüllen undt hoffmeisterinen ahns marchalcks taffel; wahren sie kranck, schickte man, waß man begehrt. Ich finde ridicule, daß die churprintzes ma tante nicht beßer andtwort. Ich wolte, daß ich Eüch undt Louisse von meinem fett ein pfundt 50 schicken könte; es blieb mir noch genung überig. Ma tante, die fraw abdißin, ist wider gesundt, allein sie haben mühe, zu reden. Adieu, liebe Amelisse! Ich habe noch viel zu schreiben heütte. Adieu! kan vor dießmahl nichts mehr sagen, alß daß ich Eüch von hertzen ambrassire undt lieb behalte.
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Empfohlene Zitierweise:
Brief vom 26. Mai 1707 von Elisabeth Charlotte an Amalie Elisabeth zu Pfalz
in: Briefe der Herzogin …, Hg. W. L. Holland, Band 2 (1871), S. 25–26
Onlinetext URL: https://www.elisabeth-charlotte.eu/b/d02b0363.html
Änderungsstand:
Tintenfass